Kommentar Aus Fehlern lernen – auch in der Medizin
Das hängt von der eigenen Persönlichkeit und Prägung ab sowie von der Beziehung, die man zum Gegenüber hat. In einem Team, z. B. in der Praxis oder der Klinik, kommen weitere Faktoren hinzu. Wie ist die Atmosphäre unter den Kolleginnen und Kollegen, welche Hierarchieebenen gibt es? Existiert eine Feedback- und Fehlerkultur, die aktiv und offen gelebt wird? Welche Konsequenzen drohen, wenn man einen Fehler eingesteht? Gibt es ein etabliertes Meldesystem?
„Ich bin mir nicht sicher“ – ein weiterer Satz, den der eine oder die andere nur ungern sagt, insbesondere zu Patientinnen und Patienten, die sich eine eindeutige Diagnose oder eine Aussage dazu, welche Therapie ihre Beschwerden am ehesten lindern wird, wünschen. Als Ärztin, als Arzt möchte man Sicherheit vermitteln. Beim einen mag dahinter vor allem der Anspruch an sich selbst und an die Tätigkeit stecken. Bei der anderen steht das Bedürfnis im Vordergrund, die Person, die sie vor sich hat, bestmöglich zu unterstützen. Wie gelingt das? Wahrscheinlich am besten durch eine vertrauensvolle, ehrliche Kommunikation. Und zu der gehört eben manchmal, auch wenn es schwerfällt, das Eingestehen von Unsicherheit.
In der Aus- und Weiterbildung wurde das Thema Kommunikation lange stark vernachlässigt. Erst seit einigen Jahren rückt es stärker ins Zentrum des Interesses und findet seinen Platz auch in den Curricula. Seit Anfang der 2000er gibt es Critical Incident Reporting Systems (CIRS), das wohl bekannteste ist CIRSMedical.de. Die Plattform jeder-fehler-zaehlt.de wendet sich speziell an Hausarztpraxen. Auf beiden Seiten kann man sowohl bereits veröffentlichte Fehlerberichte lesen als auch selbst Fehler melden.
Am 17. September ist der Welttag der Patientensicherheit. Eine gute Gelegenheit, darüber zu reflektieren, welche Einstellung man selbst zum Thema Fehler hat, wie es um die Fehlerkultur in der Praxis oder Klinik steht und was getan werden könnte, um die Patientensicherheit zu steigern. Finden Sie nicht auch?
Kathrin Strobel
Chefredakteurin Medical Tribune Deutschland