Kommentar Die Liebe in den Zeiten von HPV

Aus der Redaktion Autor: Kathrin Strobel

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Mal wieder lohnt es sich, nach Schweden zu blicken. Denn dort sind über 80 % der Mädchen und 70 % der Jungen gegen humane Papillomviren (HPV) geimpft. Seit einiger Zeit gibt es zudem einen Selbsttest auf HPV, den jeder ganz einfach zu Hause durchführen kann. Und in Deutschland? Tja.

Ein HPV-Selbsttest existiert hierzulande nicht, die Früherkennung liegt vollständig in gynäkologischer Hand. Frauen ab 20 Jahren wird jährlich ein Abstrich auf Zellveränderungen angeboten, ab 35 Jahren hat man alle drei Jahre Anspruch darauf – und zusätzlich auf einen HPV-Test. „Frauen können und sollten diese Untersuchung jährlich für sich in Anspruch nehmen“, heißt es vonseiten des Berufsverbands der Frauenärzte. Doch das tun leider längst nicht alle.

Und auch in Bezug auf die Impfraten gibt es Verbesserungsbedarf. Lediglich rund die Hälfte der Mädchen ist hierzulande geimpft. Noch schlechter sind die Zahlen bei den Jungen. Von ihnen weist nur ca. ein Viertel einen Impfschutz auf. Die Vakzine wird Heranwachsenden im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen. Auch eine spätere Impfung ist möglich. Doch werden Kinder, Jugendliche und ihre Eltern auch ausreichend über den Nutzen informiert? Angesichts der Zahlen darf man daran zweifeln.

In Schweden gibt es HPV-Aufklärungs- und -Impfkampagnen an Schulen. Auch der Vorsitzende der STIKO hat sich dieses Jahr für ein flächen­deckendes Impfprogramm gegen HPV an deutschen Schulen ausgesprochen. Weitere Institutionen (u. a. das DKFZ) haben sich der Forderung angeschlossen – es bleibt zu hoffen, dass sich die Quoten damit erhöhen lassen.

Erste Erfolge der Impfung seit ihrer Einführung in Deutschland werden inzwischen immerhin sichtbar: Im Jahr 2018 war zum ersten Mal ein Rückgang der Zervixkarzinomfälle bei jungen Frauen zu verzeichnen. Dieser Trend sollte sich unbedingt fortsetzen.

Kathrin Strobel

Chefredakteurin Medical Tribune Deutschland