Bis zum bitteren Ende
Schließlich wird es den jüngeren Menschen bei noch vertretbaren Rentenbeiträgen nicht gelingen, die Heerscharen an Senioren zu finanzieren – das ist Fakt. Allein aus gesundheitlichen Gründen oder weil ihr Job es nicht zulässt, wird aber wohl nur ein geringer Teil der arbeitenden Bevölkerung bis 68 durchhalten können. So wie die gesetzliche Rente heute organisiert ist, müssten also in erheblichem Umfang Zuschüsse aus Steuermitteln erfolgen. Nur, wo sollen die horrenden Summen herkommen?
Die schwarze Null ist seit der Pandemie Geschichte. Und in den vergangenen Jahren konnte sie trotz florierender Wirtschaft nur deshalb erreicht werden, weil etliche notwendige Ausgaben nicht getätigt wurden, u.a. für flächendeckende digitale Infrastruktur, Modernisierung der Schulen, Sanierung von Brücken und Straßen etc., etc. Der Investitionsstau ist aktuell riesig und muss dringend aufgelöst werden, auch damit Deutschland als eine der führenden Industrienationen nicht den Anschluss verliert. Für die Rente gibts aus dem Staatssäckel daher nicht viel zu holen, es sei denn man dreht kräftig an den Steuerschrauben – mit allen Vor- und Nachteilen.
Statt die Altersgrenze immer weiter nach oben zu schieben und um den künfigen Rentnergenerationen gerecht zu werden, müsste die Finanzierung des Rentensystems von Grund auf erneuert werden. Experten fordern solche Reformen seit vielen Jahren. Ideen, wie das gelingen kann, gibt es genug. Man muss nur ins benachbarte Ausland schauen. Doch die Politik handelt nicht, setzt weiterhin auf die zusätzliche private Vorsorge (die sich Geringverdiener oft gar nicht leisten können) mittels Riester und dem guten alten Sparbuch. Der Renten-Crash mit all seiner sozialen Brisanz ist somit vorprogrammiert. Ich bin gespannt, wie lange die jüngere Generation noch zuwartet, bis sie auf die Barrikaden geht.
Birgit Maronde
Chefredakteurin Medical Tribune