Brandenburger Großhändler soll gestohlene Onkologika nach Deutschland importiert haben
Das Politmagazin Kontraste hatte berichtet, wie eine organisierte Bande sensible Krebsmedikamente aus Griechenland schmuggelte und nach Deutschland importierte. Von abenteuerlichen Lagerungen und Transporten war die Rede. Apotheker Dr. Franz Stadler: „Das sind sehr sensible Wirkstoffe, und die müssen in der Regel zwischen zwei und acht Grad gelagert werden. Ist das längere Zeit unterbrochen, fangen diese Proteine an zu klumpen, sich zu verändern und es geht Wirkung verloren. Und das ist für den Patienten eine total schlechte Nachricht.“
Verantwortlich für die Überwachung des unter Verdacht stehenden Pharmagroßhandels ist das Brandenburger Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG). Doch obwohl die griechischen Ermittler bereits 2016 Hinweise auf die kriminellen Geschäfte hatten und die Brandenburger Aufsicht informiert wurde, reagierte das LAVG nicht.
Pharmahändler wird Betriebserlaubnis entzogen
Erst nach massiver Kritik reagierte Golze adäquat. Lunapharm wurden die Betriebserlaubnis sowie die Herstellungs- und Großhandelserlaubnis für Medikamente entzogen. (Das Unternehmen klagt gerade vor dem Verwaltungsgericht gegen das Betriebsverbot.) Eine Liste zu den betroffenen Medikamenten wurde veröffentlicht und über eine Hotline können sich Bürger informieren.
Golze berief zudem eine Aufklärungs-Taskforce ins Leben. Zu ihr gehören auch Professor Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, und Professor Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Apotheker.
Im eigenen Haus räumte die Ministerin bereits auf. Die Arzneimittelaufsicht wurde der bisher zuständigen Abteilung entzogen, gegen einen Mitarbeiter wurde Strafanzeige erstattet und ein Verbot zur Führung der Dienstgeschäfte erteilt. Weitere Schritte gegen Beschäftigte des LAVG behält sich das Ministerium vor.
Neben Brandenburg ist auch Berlin betroffen. „Zwischen September 2015 und März 2017 wurden sieben Arztpraxen beziehungsweise medizinische Einrichtungen mit möglicherweise gestohlenen Arzneimitteln beliefert, davon vier in Berlin“, meldete die Senatsverwaltung für Gesundheit. Die Empfänger der betroffenen Arzneimittel würden jetzt informiert.