Kasse fordert Mindestmenge für die Aneurysma-Operation der Aorta abdominalis
Rund 200 000 Frauen und Männer haben hierzulande eine erweiterte Bauchschlagader. Das geht aus dem Barmer-Krankenhausreport 2018 hervor, der sich in seinem Schwerpunktthema dem Bauchaortenaneurysma (BAA) widmet. Das ist verglichen mit anderen Erkrankungszahlen nicht viel. Der Vorstandsvorsitzende der Kasse, Professor Dr. Christoph Straub, verweist jedoch als Chirurg auf die Risiken dieser „schweren und tückischen Erkrankung“: „Beim Platzen kommt jede medizinische Versorgung zu spät, außer, man liegt gerade auf dem OP-Tisch.“
Risikosuche per Ultraschallscreening
Helfen allein kann das frühe Erkennen der Gefahr. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung dürfen Hausärzte, Urologen, Internisten mit und ohne Schwerpunkt, Chirurgen und Radiologen ein Ultraschallscreening auf Bauchaortenaneurysmen durchführen und abrechnen, vorausgesetzt, sie haben dafür die Genehmigung ihrer Kassenärztlichen Vereinigung.
Einmal im Leben steht jedem gesetzlich Versicherten die Leistung kostenfrei zu. Wie viele Barmer-Versicherte die Früherkennungsuntersuchung bereits genutzt haben, kann Prof. Straub nicht sagen. Er ist aber überzeugt, dass es bei 200 000 Betroffenen in Deutschland letztendlich nicht bleiben wird.
Dies bestätigt der Autor des Krankenhausreports, Professor Dr. Boris Augurzky: „Aufgrund der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft ist mit einer steigenden Zahl an BAA-Patienten zu rechnen, sodass dieses Krankheitsbild im klinischen Alltag an Bedeutung gewinnen wird.“ Seinen Angaben zufolge erhöhte sich von 2006 bis 2016 die Anzahl der BAA-Patienten ohne eine Ruptur und mit operativem Eingriff um rund 25 % von etwa 8300 auf über 10 400 Patienten. In England, den USA und Schweden seien Screening-Programme seit Jahren etabliert und der positive Nutzen habe empirisch nachgewiesen werden können, so der Gesundheitsökonom und Leiter des Kompetenzbereichs „Gesundheit“ beim RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung.
Der Barmer-Report macht weiterhin deutlich, dass Vorsicht bei der Auswahl der Klinik für einen geplanten BAA-Eingriff das Überlebensrisiko bessert. Gleiches gilt für die Operationsmethode. Hierzu fasst Prof. Augurzky zusammen: „BAA-Patienten ohne Ruptur, die in einem zertifizierten Zentrum behandelt werden, haben nach einem Jahr eine um 1,6 Prozentpunkte geringere Sterblichkeitsrate als solche Patienten, die in nicht-zertifizierten Krankenhäusern behandelt wurden. Nach drei Jahren erhöht sich dieser Unterschied auf zwei Prozentpunkte.“