Aortendissektionen Niedrige Temperaturen lassen die Rohre bersten

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Tatsächlich war das Risiko für akute Aortendissektionen mit niedrigeren Temperaturen höher. Signifikant wurde dies bei Umgebungstemperaturen unter 24 °C im Vergleich zu einem Referenzwert von 28 °C. Tatsächlich war das Risiko für akute Aortendissektionen mit niedrigeren Temperaturen höher. Signifikant wurde dies bei Umgebungstemperaturen unter 24 °C im Vergleich zu einem Referenzwert von 28 °C. © iStock/JazzIRT

In den Wintermonaten kommt es häufiger zu Aortendissektionen. Forscher haben nun untersucht, woran das liegt.

Einige kardiovaskuläre Erkrankungen zeigen saisonale bzw. wetterbedingte Schwankungen in der Häufigkeit ihres Auftretens, z.B. Myokardinfarkte, Arrhythmien oder Schlaganfälle. Dies ist wahrscheinlich auf ein komplexes Zusammenspiel von physiologischen Faktoren, Umweltbedingungen und Verhalten zurückzuführen. Kalte Temperaturen rufen z.B. Veränderungen kardiovaskulärer Parameter wie Blutdruck, Herzfrequenz, Hämatokrit oder Thrombozyten hervor. Auch die Inzidenz akuter Aortendissektionen zeigt eine saisonale Variabilität. Unklar ist bisher, ob Temperaturschwankungen dabei eine Rolle spielen. Unter anderem könnten sie Anstiege des systolischen Blutdrucks als wesentlichem Risikofaktor für das Auftreten von Dissektionen hervorrufen. Bei plötzlicher Kälteexposition kann der systolische Blutdruck um 20–30 mmHg ansteigen, wie beobachtet wurde.

Anhand von mehr als 8.000 Fällen aus dem chinesischen Aortendissektionsregister haben Jinmiao Chen von der Fudan-Universität in Shanghai und Mitarbeiter versucht, einen möglichen Zusammenhang von akuten Dissektionen mit der Umgebungstemperatur zu analysieren. Das Studiendesign war so gestrickt, dass jeder Fall als seine eigene Kontrolle (zu anderen Zeitpunkten) diente. So konnten Komorbiditäten und andere Risikofaktoren als Einflussgrößen eliminiert werden.

Tatsächlich war das Risiko für akute Aortendissektionen mit niedrigeren Temperaturen höher. Signifikant wurde dies bei Umgebungstemperaturen unter 24 °C im Vergleich zu einem Referenzwert von 28 °C. In Relation zu diesem Referenzwert lag die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten akuter Dissektionen bei Temperaturen von -10 °C um das 2,84-Fache und bei Temperaturen von 1 °C um das 2,36-Fache höher. Auch ein plötzlicher Temperaturabfall von einem zum anderen Tag ließ das Risiko für akute Dissektionen steigen. Ein Abfall um 7 °C beispielsweise erhöhte es um das 2,66-Fache.

Minusgrade können Blutdruck in die Höhe treiben

Man kann diese Ergebnisse nicht unbedingt auf andere Klimaregionen übertragen, merken Makoto Hibino, Universität Toronto, und Koautoren in einem Editorial an. Aber eine Metaanalyse von 18 Studien in verschiedenen Regionen in Amerika, Europa und Asien habe ebenfalls ergeben, dass die Inzidenz akuter Aortendissektionen in den Wintermonaten höher liegt. 

Quellen:
1. Chen J et al. Eur Heart J 2021; DOI: 10.1093/eurheartj/ehab803
2. Hibino M et al. Eur Heart J 2021; DOI: 10.1093/eurheart/ehab792