Gefrorene Aorta auf Stent-by: Thoraxchirurgen ersetzen große Bronchien und Trachea
Der Ersatz großer Abschnitte der Atemwege durch Transplantate hat sich in Einzelfällen und kleinen Studien zwar als effektiv erwiesen, doch mangels prospektiver Daten sind solche Interventionen bisher nicht zum Standard geworden. Von ihnen profitieren könnten vor allem Patienten mit proximalen Lungenkarzinomen oder fortgeschrittenen tracheobronchialen Erkrankungen, schreiben Dr. Emmanuel Martinod, Les Hôpitaux Universitaires Paris Seine-Saint-Denis, und Kollegen.
Kryokonserviertes humanes Aortengraft verwendet
Sie nahmen in ihre unkontrollierte Studie 20 Patienten mit nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom, anderen Malignomen oder ausgedehnten benignen sowie malignen Trachealläsionen auf. Bei allen bestand entweder die Indikation zur Pneumektomie oder – bei den „Luftröhrenpatienten“ – zur palliativen Therapie bei zuvor fehlgeschlagenen Behandlungen. Nach radikaler Resektion der Lungentumoren (meist via Lobektomie) bzw. der stenotischen sowie tumorinfiltrierten Luftröhrenabschnitte sollten die Kranken als Ersatz für Trachea, Carina tracheae oder Hauptbronchus ein kryokonserviertes humanes Aortengraft erhalten, das durch einen an die Anatomie des Patienten angepassten Stent stabilisiert wurde.
Leichte Komplikationen per Bronchoskop behandelt
Letztlich konnten 13 der 20 Patienten auf diese Weise operiert werden. Eine Frau, die ein Transplantat im Bereich der Carina tracheae erhalten hatte, erlitt einen Tag nach der OP einen massiven Schlaganfall und starb. Alle anderen überlebten die ersten 90 Tage, wobei fast jeder Dritte (30,8 %) von erheblicher Morbidität – u.a. akutes Lungenödem, ARDS, Vorhofflimmern – betroffen war. Die Kollegen sehen die Komplikationen allerdings weniger im Zusammenhang mit der Transplantation als mit der Thoraxoperation an sich.
Langfristig wurden bei den gestenteten Allotransplantaten als „leichte“ Komplikationen tracheale oder bronchiale Granulome beobachtet, die man bronchoskopisch behandelte. Ein Patient benötigte aufgrund eines Larynxödems temporär ein Tracheostoma im Allograft, bei einem anderen musste bedingt durch massive Granulationen der Stent bereits nach fünf Monaten entfernt und für zwei Monate ebenfalls ein Tracheostoma eingesetzt werden, um das Transplantat strukturell zu stabilisieren.
Atemwegsepithel regeneriert, Knorpel neu gebildet
Bei neun der zwölf Patienten war es im Mittel nach 18,2 Monaten möglich, die Stents zu „ziehen“. Histologische und molekularbiologische Untersuchungen endobronchialer Kontrollbiopsien zeigten, dass sich innerhalb der Grafts Atemwegsepithel regeneriert und Knorpel neu gebildet hatte.
Knapp vier Jahre nach der Transplantation lebten immer noch zehn der ursprünglich 13 Patienten. Ein Mann war infolge eines Myokardinfarkts drei Jahre nach dem Eingriff gestorben, ein anderer durch diffuse Metastasierung seines nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms. Von den zehn Kranken konnten 80 % nach der Entfernung des Stents wieder normal atmen.
Quelle: Martinod E et al. JAMA 2018; 319: 2212-2222