Kommentar Das Rezept für mehr Digitales
Natürlich hakt es noch an der einen oder anderen Stelle: Immer wieder kommt es vor, dass Patienten von der Apotheke zurück in die Praxis geschickt werden, weil das eRezept nicht eingelöst werden kann und ein rosa Papierrezept gefordert wird. Oder das Rezept lässt sich nicht an den Server senden. 40 % der Befragten beklagten Zeiten von 15 Sekunden und mehr fürs digitale Signieren. Das führt zu Verzögerungen im Praxisbetrieb, ebenso wie die aufzuklärenden Patienten.
Dennoch erschallt nun der Ruf nach mehr. Ein funktionierendes, rein digitales Rezept in der Heimversorgung wäre eine große Verbesserung, betont die KBV. Auch für BTM- und Hilfsmittelrezepte hätten Ärzte gerne bald eine digitale Lösung. Hier zeigt sich: eAU und eRezept wirken als Gamechanger. Die Telematikinfrastruktur bietet endlich Nützliches für die Praxen.
Doch nicht zu früh gefreut! Der alte Bolzplatz wird wieder bespielt: die „ePA für alle“. Bundesärztekammer, KBV, deren Pendants der Zahnärzte, Krankenhausgesellschaft und Apothekerverband haben anlässlich der Festlegungen der Gematik ihre Sorge kundgetan, dass die neue ePA „wegen unzureichender Praktikabilität bei Patienten und Ärzten keine Resonanz“ finden könnte. Es bestehe dringender Nachbesserungsbedarf. Z.B. seien keine Volltextsuche und kein zentraler Virenscanner vorgesehen. Man merkt: Mag das Feuer der Digitalisierung auch entfacht sein. Der Funke der Euphorie springt so schnell nicht über.
Michael Reischmann
Ressortleiter Gesundheitspolitik