Heilmittelerbringer versprechen den Ärzten Entlastung
Die Vorsitzende des Spitzenverbandes der Heilmittelverbände, Ute Repschläger, hält den sog. Direktzugang zum Heilmittelerbringer vor allem auf dem Land für dringend notwendig. Es sei älteren Patienten nicht zuzumuten, viele Kilometer zu fahren, um sich erst ein Rezept für eine Therapie zu holen. Auch die Ärzte würden den Direktzugang als Entlastung empfinden, meint Repschläger, selbst wenn deren Verbände anderes kommunizierten. „Die müssen das ja.“
Auch Gesundheitspolitiker der Großen Koalition fordern den Direktzugang – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hingegen warnt davor, dieses Ziel weiter zu verfolgen. GKV-Patienten die Möglichkeit zu geben, ohne vorherige Verschreibung Therapeuten zu konsultieren, würde für die Therapeuten zwangsläufig darin münden, Budgetverantwortung zu übernehmen. Das „macht nicht nur Freude“, sagte Spahn in seiner Eröffnungsrede beim 1. Therapiegipfel und zielte dabei offensichtlich auf die Erfahrungen im ärztlichen Bereich.
Bessere Vergütung und Wegfall des Schulgeldes
Spahn versprach den Therapeuten allerdings bessere Vergütung und Rahmenbedingungen. Ein Eckpunktepapier sieht u.a. mehr Geld für die Heilmittelerbringer sowie die Abschaffung des Schulgeldes vor. Er warnte allerdings die Therapeuten davor, sich als Konkurrenz der Ärzte zu begreifen, wenn es um die Zuteilung von GKV-Mitteln geht. Beide Gruppen seien aufeinander angewiesen. „Gegen die versammelte Ärzteschaft wird es schwer.“
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Roy Kühne, Mitglied im Gesundheitsausschuss und ausgebildeter Physiotherapeut, hält den Direktzugang für unumgänglich. Die Kosten für Therapien könnten zwar steigen, dafür würden aber die Lücken in der ambulanten Versorgung etwas verringert. „Das ist gut investiertes Geld“, so Dr. Kühne.
Seine SPD-Ausschusskollegin Bettina Müller plädierte für eine Neudefinition der Beziehung zwischen Medizinern und Therapeuten. „Wenn wir die Gesundheitsberufe nicht in einer völlig neuen Rolle betrachten, wird es nicht funktionieren.“ Manche Operation könnte vermieden werden, wenn Patienten therapeutisch behandelt würden.
Der Geschäftsführer des Unfallkrankenhauses Berlin, Professor Dr. Axel Ekkernkamp, berichtete, dass Ärzte in den letzten Jahren „viel weniger Heilmittel verordnen“. Das liege an einer Skepsis gegenüber den Verfahren. „Die nicht sehr gute Stimmung zwischen beiden Gruppen könnte sicher verfeinert werden.“ Es lohne sich für die Therapeuten, „auf die Ärzte zuzugehen“.