Deutsche Diabetes Gesellschaft Im Dschungel der Gesundheitsgesetze
Knapp 9.300 Mitglieder sind heute in der DDG engagiert. „Ihr Elan, Ihr Engagement und Ihre Arbeit“ seien seit mittlerweile 60 Jahren der Antrieb der Fachgesellschaft“, so der DDG Präsident Professor Dr. Andreas Fritsche zu den Anwesenden.
Neue Ausbildungsformate, neue Fortbildungskurse
Die Fort- und Weiterbildungswelt der DDG Akademie ist hier ein wichtiger Baustein für eine verbesserte Versorgung – mit immer neuen Angeboten, etwa der Ausbildung zum Diabetescoach DDG; der Pilotkurs startet im Oktober. Zudem hat die Akademie mit ihrer Diabetesedukation begonnen, einem flexiblen, modularen Weiterbildungsformat.
Den neuen Bedarf an Adipositas- Spezialist*innen hat die Fachgesellschaft ebenfalls wahrgenommen. Durch die Einführung des DMP Adipositas im April hat das Thema nun weiteren Schub bekommen. Die Fortbildungskurse „Adiposiolog*in DAG-DDG“ richten DDG und Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) gemeinsam aus.
Die DDG förderte im zurückliegenden Jahr zudem 36 wissenschaftliche Projekte mit knapp 430.000 Euro. Die Fachgesellschaft baut auch auf die Vernetzung mit wichtigen Partnern wie DZD und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, VDBD und BVND sowie dem Diabetesinformationsportal diabinfo.de. Enge Kooperationen geht die DDG auch mit weiteren Fachgesellschaften wie DGE, DGK und DGIM ein.
15 Regionalgesellschaften, 21 Arbeitsgemeinschaften, 9 Kommissionen und 6 Ausschüsse sind kontinuierlich mit neuen Themen befasst, etwa mit zwei Leitlinien zum Typ-1-Diabetes, die aktualisiert wurden, mit dem digitalen DMP, der ePA „für alle“, der eDA der DDG, der Krankenhausreform u.v.m.
2023: 28 Stellungnahmen, 47 Pressemitteilungen
Dass die DDG aktiv in der gesundheitspolitischen Debatte mitmischt, zeigen die Zahlen aus 2023. Oft mit sehr kurzer Frist von manchmal nur wenigen Tagen wurden 28 Stellungnahmen und 47 Pressemitteilungen herausgegeben, zudem veranstaltete die Fachgesellschaft im zurückliegenden Jahr sechs Pressekonferenzen. Die DDG war überdies am Monitoring von Gesetzentwürfen, an politischen Initiativen und Strategien beteiligt und führte diverse Gespräche mit Politiker*innen über aktuelle Streitthemen, etwa beim Parlamentarischen Jahresempfang in Berlin.
Diese Veranstaltung, an der auch Bundestagsabgeordnete teilnehmen, hält Prof. Fritsche für „sehr wichtig“. Daran ließe sich erkennen, dass Politiker*innen durchaus dazulernen könnten, „wenn man einen steten Tropfen tropfen lässt“. Die Durchsetzung politischer Interessen bleibe zäh, wie sich etwa beim Kinderschutz in der Lebensmittelwerbung gezeigt habe, führte er an. Eckpunkte und Vorschläge aus dem BMEL für den Gesetzentwurf liegen seit Februar 2023 auf dem Tisch der Koalition. „Die FDP bremst aus und die SPD positioniert sich nicht eindeutig zum Kinderschutz und zum Koalitionsvertrag“, kritisierte er. Unterdessen mache die Industrie mit Kampagnen und Falschaussagen gegen das Vorhaben mobil.
Drei neue Gesichter im DDG-Vorstand
Bei der DDG-Mitgliederversammlung standen auch Wahlen auf der Agenda. Neu in den Vorstand gewählt wurden Professor Dr. Beate Karges vom Bethlehem Gesundheitszentrum Stolberg, Antje Weichard, Diabeteszentrum Magdeburg/Haldensleben und Professor Dr. Barbara Ludwig vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden.
Mit viel Applaus haben die Vorstandschaft und alle anderen Teilnehmenden der Mitgliederversammlung die langjährigen und engagierten Vorstandsmitglieder Professor Dr. Baptist Gallwitz – er bleibt weiterhin Pressesprecher der DDG –, Dr. Dorothea Reichert aus Landau und Dr. Kilian Rittig aus Teltow verabschiedet.
Die DDG steckt momentan auch mitten im Dschungel der aktuellen Gesetzgebung. Allein mit 16 offenen Gesetzen im Politikbereich Gesundheit ohne konkreten Zeitplan war Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach ins Jahr 2024 gestartet (das Krankenhaustransparenzgesetz wurde inzwischen verabschiedet). Dies bedeute einen „riesigen Abstimmungsprozess“, sagte der DDG Präsident. Auch fanden Treffen beim G-BA sowie in der Bundesärztekammer statt und die DDG gab gleich mehrere Positionspapiere heraus, etwa eine Stellungnahme zum BMG-Impulspapier „Früherkennung und Versorgung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen“.
Ein großes Thema bleibt weiterhin die Krankenhausreform, für die drei zentrale Forderungen formuliert wurden: die Sicherstellung strukturierter Diabetes-Erkennung und -Versorgung in allen Krankenhäusern, der Schutz vulnerabler Gruppen und die gesicherte Finanzierung von nachgewiesener Versorgungsqualität. „Menschen mit Diabetes dürfen durch die Reformen nicht unter die Räder kommen.“ Dies gelte auch für die Sicherstellung der Schwerpunktpaxen, die durch das neue Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) gefährdet seien. Das Bundeskabinett hat das Gesetz, das den Hausarztberuf attraktiver machen soll, inzwischen beschlossen.
DDG: politisch dranbleiben beim Diabetes!
Wie viele Chancen seitens der Politik beim Diabetes immer wieder vertan werden, zeigt der Geschäftsbericht 2023. Auf dem Cover sind Ampel-Politiker*innen bei ihrer Klausurtagung zu sehen – die meisten jedoch von hinten. Kehren sie drängenden Fragen den Rücken? Das fragt sich die Fachgesellschaft zwar, treibt ihre Anliegen aber weiter unbeirrt voran.