Kein Licht im Lockdown-Dunkel
Laut Meteorologen und den Sprechern der Energieversorger herrscht in Deutschland derzeit eine „Dunkelflaute“: Kein ausreichendes Tageslicht für die Photovoltaikanlagen, nicht genug Lüftchen für die Windkrafträder. Und die Grünen und sonstigen Umweltschützer schweigen erstaunt. Das Wetter ist eben nicht so umweltbewusst, wie sie es gerne hätten. Aber ihre Computer und sonstigen Kommunikationsapparate funktionieren natürlich trotzdem weiter. Übrigens auch dank Kohlestrom aus der Lausitz.
Und so hat sich Frau Künast, der Not gehorchend, seit geraumer Zeit auf ein neues Gebiet eingeschossen. Vor grüner Leinwand stehend, wetterte sie bereits im Mai 2020 gegen vitaminreiche Nahrungsergänzungsmittel. Das Geschäft mit entsprechenden Präparaten würde auf Kosten der Verbraucher gehen, „beim Geld und bei der Gesundheit“. Eine von den Grünen im Wesentlichen mit verantwortete EEG-Umlage belastet natürlich nicht den Geldbeutel. Und von einem flächendeckenden Vitamin-D-Mangel in Deutschland hat die Rechtsanwältin Künast wohl auch noch nichts gehört.
Ja, wo soll das denn hinführen? Wie kommen immer mehr Politiker dazu, sich unser ureigenes Fachgebiet, die Erhaltung der Gesundheit, regelrecht anzueignen? Schon allein ihre sorgenschwarzen Gesichter beim Verkünden und Interpretieren der neuesten Coronazahlen lassen einen erschaudern. Gut, ab und zu kommt auch mal ein Fachmann zu Wort. Wenn wir Glück haben, dann ist es ein Virologe wie der Kollege Professor Stürmer, der wieder etwas Ruhe und Vernunft in das Geschnatter bringt.
Zurzeit sind es die Corona-Mutationen, die Frau Merkel das Antlitz verwüsten. Und wieder als Rechtfertigung dafür dienen, dass alles noch einmal „deutlich verschärft“ werden muss. Am besten gleich bis Ostern. Oder gar bis Pfingsten. Als aufmerksamer Beobachter und durch COVID-19-Restriktionen geschundener Bürger fragt man sich natürlich immer häufiger, warum denn „die Zahlen“ dann nicht heruntergehen. Jetzt nach „Lockdown light“, „Shutdown“ und „verschärftem Shutdown“? Kommt denn keiner von den neunmalklugen Politikern und ihren Beratern mal auf die Idee, nach alternativen Erklärungen und Maßnahmen zu suchen?
Wenn ich einem Patienten ein Antibiotikum geben muss, und es zeigt nach der empfohlenen Einnahmezeit keine Wirkung, dann kann ich doch auch nicht sagen: „So, das nehmen Sie jetzt monatelang weiter ein! Und zwar in doppelter Dosis! Das wäre ja gelacht!“
Noch immer ist unklar, ob das Schließen von Museen, Hotels und Gaststätten als konkrete Maßnahme etwas gebracht hat. Für mich bleibt der Erfolg fraglich. Warum sie dann nicht wieder öffnen? Insbesondere, nachdem in den meisten Einrichtungen teure Hygienekonzepte umgesetzt wurden. Wenn ein Museum oder ein Hotel die Besucher nach dem Einbahnstraßensystem leitet, dann herrscht dort mit Sicherheit eine geringere Ansteckungsgefahr als in jedem Supermarkt. Analoges könnte für die Gaststätten gelten, die die Zahl ihrer Gäste stark begrenzen. Wenigstens könnten die Inhaber dann aber Geld verdienen und, zumindest eingeschränkt, wieder TÄTIG sein.
Stattdessen wird die Hausarztpraxis immer mehr zum sozialen Seelentröster. Was soll ich denn diesen Leuten sagen, die psychisch dekompensiert vor mir sitzen, weil ihnen die pure Existenzangst den Schlaf raubt? Vollmundig versprochene „November- und Dezemberhilfen“, die im Januar immer noch nicht ankamen. Bei weiterlaufenden Mieten und aufgezehrten Ersparnissen ... Soll ich denen allen Antidepressiva verschreiben, nur weil abgehobene Politiker wortbrüchig wurden?
Nein, die „Dunkelflaute“ hierzulande betrifft nicht nur das Wetter. Es herrscht eine allgemeine Hoffnungslosigkeit unter den Menschen. Dagegen sollten Politiker etwas tun. Mit Mut und Überlegung!