Machen Sie einen auf dicke Tasche
Nehmen wir mal an, Sie möchten immer gut vorbereitet sein, allzeit bereit sozusagen. Dann müssten Sie allein für den Bereich Kardiologie 38 Pocket-Leitlinien parat haben. Bei der DEGAM, Ihrem Hausorgan, kommen Sie auf 22 „Kurzfassungen“, von denen einige nicht mehr aktuell, bzw. abgelaufen sind. Die AWMF bietet insgesamt 166 Leitlinien-Kurzversionen, und die haben immerhin einen Umfang von bis zu 192 Seiten. Wie sollen die in eine Kitteltasche passen? Hinzu kommt, dass diese ja noch andere Dinge beherbergen.
So soll es ja in der Ärzteschaft ganz verschiedene Kitteltaschentypen geben. Da ist der „Gelassene“, der schon gar keinen Kittel mehr anhat. Der „Innovative“ führt mit Reflexhammer, Stimmgabel, Holzspatel, Wattestab und Kugelschreiber bereits eine halbe Arzttasche mit sich.
Zudem konsultiert er Rote Liste und Leitlinien per Smartphone und macht die Kitteltaschen-Printausgaben überflüssig. Der „Vorbereitete“, zum Beispiel ein Neurologe, hat stets sein Fachbuch dabei – ob und wie er das in der Kitteltasche versenkt, bleibt unklar. Schließlich gibt es noch „die Akkurate“. In ihrer Kitteltasche finden sich neben einem Notizbuch u.a. Telefonverzeichnis, Kamm, Schlüssel, Portemonnaie, Stifte und Taschentücher – wie schön, dass auch die Klischee-Kollegin Eingang in die Kitteltaschen-Typisierung findet.
Nun wissen Sie, was in Ihre Taschen rein kann. Bei medi-learn.de erfährt der Jungarzt, was alles rein muss: Literatur je nach Fachgebiet und die Grundausstattung, als da wären Stethoskop, Reflexhammer und Pupillenleuchte. Nicht zu vergessen: der rote Stöpsel, mit dem man alles abdichten kann, was dicht sein muss, aha. Und für alle interessant: der Schoko- oder Müsliriegel. Übrigens, wenn man die Medical Tribune ordentlich faltet, müsste sie auch in eine Kitteltasche passen.
Tim Förderer
Redakteur Medizin