Aufatmen dank der Tabakindustrie
Deutschland 2030: Der Raucher wie wir ihn kennen ist ausgestorben. Vor den Lokalen stehen keine qualmenden Menschentrauben mehr, die Karzinogene und Toxine inhalieren. Die Luft ist so rein wie vor der Industrialisierung. Und das alles dank eines Tabakkonzerns, der sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung gestellt hat.
Das Unternehmen besinnt sich dabei offenbar ganz auf die christlichen Werte seines Namensgebers, des Apostel Philippus. Überlieferungen zufolge war er ein Jünger, der nicht alles verstand und trotzdem Menschen zum Glauben brachte. Heute predigen Philippus Morris und seine Gefährten – der Marlboro Man und das HB-Männchen – nach der 23. Ernte eine rauchfreie Zukunft, während sie auf einem Camel durch Chesterfield reiten.
Weitere Großkonzerne nehmen sich die altruistische Kampagne zum Vorbild. So verschreibt sich VW einer autofreien Zukunft. Auf den weiß lackierten Motorhauben von Touareg und Tiguan glänzen fortan schwarz umrahmte Warnhinweise wie „Autos fügen Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu“ oder „Diesel verursacht tödlichen Lungenkrebs“.
Die Klimaziele werden greifbar, auch weil die Bundesregierung den American Spirit beschwört. Das Gesundheitsministerium erwägt bereits eine Abwrackprämie für ausgediente Glimmstängel beim Kauf eines immer noch toxischen, aber viel schickeren elektronischen Modells. Und Julia Klöckner plant die Maut für Coca-Cola-Trucks – Abgas- und Zuckerreduktion in einem!
In 20 Jahren erinnert sich Bundeskanzler Jens Spahn gerne an die Initiative „Unsmoke“ zurück. Hat sie ihm doch geholfen, seinem Ziel näherzukommen, den Krebs zu besiegen. Welch ein Lucky Strike! Einzig die Pneumologen dürften den Tabakkonzern verfluchen. Ohne Bronchialkarzinome und COPD müssen sich wohl viele nach einer neuen Fachrichtung umschauen.
Eine Glosse von
Dr. Sascha Bock
Redakteur Medizin