Hospiz-Palliativversorgung Mit Caring Communities gegen den Pflegenotstand?
Sich kümmern, schwerstkranke Menschen pflegen – das findet in drei von vier Fällen immer noch in den Familien statt. Vor allem Frauen sind es, die dafür im Beruf zurückstecken und ihre Eltern, Männer oder Kinder daheim betreuen. Sie sind deshalb oft psychisch und körperlich stark belastet. Hilfe verspricht eine allgemeine, ergänzende oder spezialisierte palliativmedizinische Versorgung. Doch hier fehlt es noch an ausreichend wohnortnahen Angeboten und qualifiziertem Pflegepersonal. Sorgende Gemeinschaften – Caring Communities – könnten ein Konzept für die Zukunft sein.
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Das Prinzip ist simpel: Eine Gruppe von Menschen unterstützt sich gegenseitig im Alltag. Anders als bei Mehrgenerationen-WGs wirken hier allerdings ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe, kommunale Strukturen und professionelle, pflegerische und medizinische Unterstützung zusammen. Mittelfristig könnten solche Angebote die bestehenden der Hospiz- und Palliativversorgung ergänzen, in Zukunft jedoch zum zentralen Organisationsmodell werden, hoffen Expert:innen. „In Zeiten der Pandemie und weiteren aktuellen Krisen erleben wir immer wieder neu entstehende Initiativen und Engagement von vielen, die gezeigt haben, dass Solidarität und Problemlösungen verfügbar sind“, sagte Prof. Dr. Roman Rolke, Direktor der Klinik für Palliativmedizin am Universitätsklinikum Aachen und Ärztlicher Leiter des 115. Aachener Hospizgesprächs.
Rahmen ausgestalten
Der neue §39a SGB V zur Förderung der Koordination der Aktivitäten in regionalen Hospiz- und Palliativnetzwerken durch eine Netzwerkkoordinatorin oder einen Netzwerkkoordinator schafft dafür den gesetzlichen Rahmen, den es nun auszugestalten gelte, so Andreas Müller, Geschäftsführer Landesverband für Hospizarbeit und Palliativmedizin Sachsen e.V., Dresden. „Leider fehlen spezielle Regelungen für lebensverkürzend erkrankte Kinder und Jugendliche.“ Müller verwies auch auf die unterschiedlich gewachsene Hospizbewegung in Ost und West. Wichtig sei, dass die Menschen über die Caring Communities und die hospizlich-palliativen Angebote ihrer Region informiert sind und Jüngere für Ältere ebenso Sorge tragen wie Ältere für Jüngere.
Versorgungsnähe entscheidend
Genau für diese wichtige Versorgungsnähe spricht sich auch Claudia Moll, MdB und Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung aus. Der gesetzliche Anspruch auf eine palliativmedizinische Versorgung in Deutschland allein genüge nicht. „Dem Betroffenen ist nur geholfen, wenn er die von ihm gewünschte, individuelle Alternative wirklich auch in seiner Nähe finden kann. Und es funktioniert nur gut, wenn der Hausarzt, das Krankenhaus, die Pflegeeinrichtung, die Krankenkasse, die Beratungsstelle und die Beteiligten vor Ort sich austauschen, kooperieren und vernetzen“, so Molls Statement zum 115. Aachener Hospizgespräch. Nur so könne man Versorgungsbrüche für die Patienten vermeiden.
Das Aachener Hospizgespräch
Der bundesweite Kongress findet einmal jährlich statt. Die bis zu 400 Teilnehmenden tauschen sich in Stolberg/Aachen über aktuelle Themen der hospizlich-palliativen Versorgung aus. Mit dabei sind Experten aus Politik, Kassenwesen, Medizin, Pflege, Ehrenamt, Seelsorge und Wissenschaft.
Unterstützt wird das Format von der Grünenthal GmbH, der Caritas-Gemeinschaftsstiftung für das Bistum Aachen und der StädteRegion Aachen.
Bundesrahmenvertrag zur SAPV
Dr. Ulrich Grabenhorst, Vorsitzender des Verbunds der SAPV-Teams Nordrhein e.V., Viersen, verwies darauf, dass bei der Umsetzung des Bundesrahmenvertrags zur SAPV strukturelle und äußere Bedingungen angepasst, bestehende Versorgungsstrukturen und Prozesse weiterentwickelt, aber nicht ersetzt werden müssten und warnte: „Dazu sind schon jetzt Zusagen der Kostenträger notwendig, die den betroffenen Patient:innen und den SAPV-Teams in der laufenden Versorgung die Kontinuität sicherstellen. Zeiten ohne vertragliche Vereinbarungen zur SAPV-Versorgung dürfen nicht entstehen.“
Quelle: Pressekonferenz zum 115. Aachener Hospizgespräch am 7. Mai in Stolberg/Aachen