Mit mehr Humor die Praxis meistern

Kolumnen Autor: Dr. Cornelia Tauber-Bachmann

Humor kostet nichts, so Dr. Tauber-Bachmann. Humor kostet nichts, so Dr. Tauber-Bachmann. © fotolia/Dan Race

Das Thema in unserer Praxiskolumne: Humor in der Arzt-Patienten-Beziehung.

Sich als Arzt "genervt" fühlen – dafür gibt es genug Gründe. Sei es, dass mal wieder ein notorischer Zuspätkommer nicht pünktlich zu seinem Termin erscheint und uns dann eine fadenscheinige Ausrede liefert, sei es, dass ein Patient seine Medikamente nicht einnimmt trotz langer und ausführlicher Erklärungen und Erläuterungen. Und, und, und.

Statt verärgert oder angespannt zu reagieren, könnten wir es vielleicht mit Humor versuchen. Das würde uns und unseren Patienten das Leben ein wenig leichter machen, oder? Ich habe jedenfalls hoffnungsfroh ein Seminar mit dem nüchternen Titel "Humor als Ressource in der Arzt-Patienten-Kommunikation" belegt. Zugegeben, ich war einfach neugierig. Und da mir und auch meinen Patienten und Mitarbeiterinnen manchmal im Alltag viel zu leicht der Humor abhanden kommt, war ich gespannt, ob ich etwas daran ändern könnte.

»Ich dachte immer, Zahnarzt-Patienten antworten eh nicht«

Was ist nun aber Humor? Wie können wir Humor anwenden, ohne den nötigen Abstand zu verkleinern, ohne den nötigen Respekt dem Patienten oder unseren Mitarbeiterinnen gegenüber zu verlieren? Wirken wir nicht albern, wenn wir auf einmal den Clown spielen? Was finden wir lustig? Um es gleich vorauszuschicken: In dem Seminar habe ich nicht auf alle meine Fragen eine eindeutige Antwort bekommen. Aber einiges habe ich verstanden.

Wir waren also 13 Personen, die sich zum Humor-Seminar zusammenfanden: Ärzte aus der Klinik und der Praxis, Allgemeinärzte, Fachärzte unterschiedlicher Gebiete und Psychotherapeuten, eine Krankenschwester und Zahnärzte. Die Letzteren scheinen auch einen großen Bedarf an Humor zu haben. Dabei dachte ich immer, dass sie keine Kommunikationsprobleme mit ihren Patienten haben, da diese situationsbedingt eh nicht antworten können ...

In anderthalb Tagen erfuhren wir also (am eigenen Leib), dass Humor das Gegenteil von Stress ist, er Anspannung sowohl beim Patienten als auch beim Arzt rasch reduziert. Mit Rollenspielen, Pantomime und Koordinationsübungen für den Alltag näherten wir uns den vielen Aspekten des humorigen Themas. Mit Klein- und Großgruppenarbeit (sofern man bei 13 Personen von Großgruppe sprechen kann) sammelten wir kreative Ideen und erfuhren unsere eigenen Stärken.

Wir übten uns im Übertreiben, in selbstironischen Äußerungen, unsinnigen paradoxen Schlussfolgerungen und Interventionen, in Körpersprache und Klischeerollen. Wie beim Klavierspielen fand jeder Einzelne seine Art, das Instrument "Humor" zu spielen, denn nicht jede Rolle, nicht jede Äußerung ist individuell passend. Und nicht jede Rolle und jede Äußerung kommt beim Patienten gleich gut an. Und es gibt selbstverständlich Situationen, in denen Humor überhaupt nicht angebracht ist!

»Humor ist billig und leicht zu schlucken«

Natürlich blieben uns allen nach dem Seminar noch viele "Fingerübungen", um es auf dem Instrument zu größerer Meisterschaft zu bringen, das richtige Gespür zu entwickeln, wann und bei wem etwas passt und wann nicht. Und jedem stellte sich die Frage, wie das wohl in der Praxis gelingen werde.

Ich stehe zwar immer noch ganz am Anfang, aber am Montag nach dem Seminar habe ich bemerkt, dass ich die üblichen Ärgernisse lockerer nehmen kann. Ohne inneren Groll antwortete ich einer Patientin, für die ich in der Woche zuvor aufgrund unpräziser Angaben schon zwei Atteste hatte ausstellen müssen und die nun erneut eine Änderung wünschte: "Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht?" Die Patientin, der ich das schlechte Gewissen ansah, lächelte erleichtert. Und ich musste das Attest ja sowieso ändern. Die einfache C-Dur-Tonleiter klappt also schon!

Sicher wird es noch einige holprige Stellen auf meinem Weg zur Humor-Anwendung geben, aber ich übe weiter – für die Patienten und für mich. Wie sagte doch Giovanni Guareschi, der italienische Schriftsteller, der die heiteren und kurzweiligen Don-Camillo-und-Peppone-Bücher schrieb und dessen Zitat als Motto für das Seminar stand: "Humor ist die Medizin, die am wenigsten kostet und am leichtesten einzunehmen ist." Für uns alle.