Glosse Musk will gematik kaufen
Dass Elon Musk (geschätztes Vermögen: 270 Mrd. Dollar) seine Elektroauto-Gigagarage in „Berlin-Brandenburg“ aufgemacht hat, ist doch kein Zufall. Der Mann, der Touristen ins All schießt, wollte zweifelsfrei ein Standbein auf einer der saftigsten Koppeln jenseits von Texas haben. Wie aus Unterlagen vom 1. April hervorgeht, strebt der Unternehmer nämlich nach der Übernahme von Twitter auch den Erwerb der gematik an! Seine Marktführer-Vision: eine offizielle freiheitliche Plattform für ungebremsten Datenverkehr im Gesundheitswesen. Voraussichtlich wird Deutschland als Sprungbrett fürs kontinentale Europa dienen.
Tweet-Minister Prof. L. sieht in der Kommerzialisierung des Internets ein Risiko für die Demokratie. Was er aber nicht sagt: Ist mit einem FDP-Finanzminister unser Tafelsilber noch sicher? Stichwort: „Mehr-Licht-als-Schatten-Haushalte“. Hauptsache, die Zusatzbeitragssätze bleiben unter der Inflationsrate. Dementsprechend könnte Mr. Musk bei der „Nationalen Agentur für Digitale Medizin“ (gematik-Selbstbild) mit 50+x % einsteigen. Es erscheint sogar nicht abwegig, dass die KBV bereit wäre, ihren Leidensanteil an der TI-Betreibergesellschaft abzugeben, um den Erlös dann als MFA-Bonus auf die Praxen verteilen zu können.
Der Bundesgesundheitsminister hat angekündigt, dass er nach der parlamentarischen Sommerpause ein Digitalisierungsgesetz vorlegen will, das Strategie und Infrastruktur zusammenbringt. Dabei geht die Fantasie der Internet-Konzerne für den Gesundheitsmarkt längst viel weiter. Während Prof. L. hofft, dass nach 20 Jahren Ankündigung die elektronische Patientenakte jetzt Realität wird, denken Leute wie Facebook-Chef Mark Zuckerberg und seine Frau Priscilla Chan (Kinderärztin) in ganz anderen Kategorien: Sie wollen, dass alle Krankheiten bis Ende des Jahrhunderts besiegt sind! Etwa indem mithilfe künstlicher Intelligenz präventive Interventionen frühe Reparaturen vermeiden. Und wer könnte der größte aller Datenkraken werden? Seien Sie wachsam, wenn Sie von „Molusken“ hören. Hier fehlt zwar ein „l“, aber das Anagramm springt doch ins Auge!
Michael Reischmann
Ressortleiter Gesundheitspolitik