DGIM-Initiative Neue Schritte mit dem Ärzte Codex
Die Ombuds- bzw. Clearingstellen, über die aktuell mit der Bundesärztekammer gesprochen wird, sollen Ärztinnen und Ärzten, die in ihrer Klinik oder ambulanten Einrichtung unter ökonomischen Druck leiden, Rückendeckung über die Fachgesellschaft hinaus anbieten. Das berichtete Prof. Dr. Petra-Maria Schumm-Draeger auf dem Kongress der DGIM unter dem Stichwort Krisen in der Inneren Medizin.
Über die individuelle Beratung durch die Landesärztekammern sollen die Betroffenen konkrete Hilfe erfahren. Werden ethische und juristische Aspekte von Situationen, in denen Ärztinnen und Ärzte unter Ökonomisierung leiden, abgeklärt, stärke das die Resilienz des einzelnen.
Die Auswirkungen von 20 Jahren DRG (Diagnosis Related Groups) im Gesundheitswesen seien jetzt umfänglich erkennbar, so Prof. Schumm-Draeger. Seit der Einführung der Fallpauschalen habe sich die Situation für Ärztinnen und Ärzte weiter verschärft: Während die Verweildauer der Patienten seit Jahren sinkt, steigt gleichzeitig ihre Fallzahl kontinuierlich, und das bei schlechter Personaldecke und einer „unglaublichen Auslastung“ der Betten.
„Die Schere geht immer weiter auseinander: In einer immer kürzeren Zeit müssen immer mehr Patientinnen und Patienten untersucht und behandelt werden“, so Prof. Schumm-Draeger. Die Folge davon sei ein ständig steigender Turnover und eine enorme Arbeitsverdichtung, um betriebswirtschaftliche Ziele zu erreichen.
Ärztinnen und Ärzte hätten dadurch aber immer öfter Probleme, sich mit ihrem Beruf zu identifizieren. Arbeitsverdichtung, Bürokratisierung und ökonomischer Druck machen sie unzufrieden und können zu Symptomen wie Depression oder Burn-out führen.
Im Jahr 2017 hatte die DGIM deswegen begonnen, einen Codex zu etablieren, zunächst Klinik Codex, dann Ärzte Codex genannt. Kernbotschaft des Codex ist, dass das Patientenwohl immer im Mittelpunkt stehen muss. „Wir als Ärzteschaft dürfen unser ärztliches Handeln niemals unter ökonomischem Druck oder unter Drohungen der Ökonomie durchführen. Die medizinische Indikation muss im Vordergrund stehen – finanzielle Anreizsysteme dürfen keinen Einfluss darauf nehmen“, so Prof. Schumm-Draeger.
Heute erfährt der Codex eine breite Unterstützung in der gesamten Ärzteschaft. Im Jahr 2020 wurde der Codex durch die EFIM, die European Federation of Internal Medicine, anerkannt.
Weitere Berichte und Videos vom DGIM finden Sie auf unserer Kongressseite.
Medical-Tribune-Bericht
aktualisiert am 17.04.2024 um 16.09 Uhr