Praxiskolumne Rein in die sozialen Netzwerke!

Kolumnen Autor: Sebastian Alsleben

Dr. Google in die Schranken weisen mit eigenen qualitativ hochwertigen Beiträgen – das geht laut unserem Kolumnisten einfacher als weitläufig angenommen. (Agenturfoto) Dr. Google in die Schranken weisen mit eigenen qualitativ hochwertigen Beiträgen – das geht laut unserem Kolumnisten einfacher als weitläufig angenommen. (Agenturfoto) © Nattakorn Maneerat/gettyimages

Social Media und Medizin – passt das zusammen? Unser Kolumnist hat dazu eine ganz klare Meinung: Es passt. Sogar sehr gut! Nach mittlerweile zwei Jahren in sozialen Netzwerken kann er dem Konzept der Gesundheitsaufklärung auf Instagram fast durchweg Positives abgewinnen.

Vergleicht man die Pro- und Kontra-Argumente, werden bei jedem Punkt wahrscheinlich einige von Ihnen aufschreien und darlegen wollen, warum dies oder jenes so nicht stimmt. Und sicher: Aktuell können sich viele von uns vor Patientenanfragen kaum retten, und manche fachärztliche Kollegin vergibt bereits Termine sechs Monate im Voraus. Dennoch glaube ich, dass wir uns mit einer guten Gesundheitsaufklärung in sozialen Medien alle einen Gefallen tun. Denn davon profitieren nicht nur unsere Patienten, sondern auch wir Ärzte!

Zum einen weisen wir „Doktor Google“ in seine Schranken, indem wir selbst für qualitativ hochwertige Beiträge sorgen. Jetzt mag der ein oder andere sagen: „Das kostet mich doch nur noch mehr Zeit, die mir nicht zur Verfügung steht.“ Das ist aber ein Trugschluss. Eine Video-serie beispielsweise zum Thema Diabetes mellitus kostet mich vielleicht einen halben Tag in der Umsetzung. Diese Videos führen jedoch regelmäßig dazu, dass Personen in meine Sprechstunde kommen und mir sagen, wie viel sie bereits über ihre Erkrankung gelernt haben. Vor Kurzem fragte mich eine Patientin auf Basis der Videos, wie sie selbst noch mehr zum Verhindern solcher Erkrankungen beitragen kann. Genau darin liegt der Zeitgewinn, denn ein einmal über Social Media verbreitetes Video ist bei Weitem effizienter, als dieselbe Information jedem Patienten einzeln zu vermitteln.

Verstehen sie mich bitte nicht falsch. Ich bin kein Verfechter einer totalitären Digitalisierung und sicherlich erreiche ich mit meinen Beiträgen im Netz auch nicht jeden. Dennoch schaffe ich es häufig, meine Patienten auf diesem Weg sogar ausführlicher zu informieren, als es in der Sprechstunde möglich ist.

Doch das allein wäre für mich noch kein Grund, Videos zu drehen. Es ist mittlerweile eine Leidenschaft geworden. Ich schaffe dadurch Abwechslung zum Praxisalltag und habe dabei große Freiheiten in der Gestaltung. Mittlerweile greifen 25.000 Follower regelmäßig auf mein Profil zurück, um sich zu informieren und inspirieren zu lassen. Einige Videos wurden mittlerweile fünf Millionen mal angeschaut. 

Das bringt natürlich auch eine gewisse Bestätigung und steigert die Motivation, weiterzumachen. Wir wissen ja alle, was der „Dopamink(l)ick“ bei uns biochemisch bewirkt. Aber auch mit kleinerer Reichweite galt für mich stets, was immer mehr Kolleginnen und Kollegen entdecken: Gesundheitskommunikation macht Spaß! Natürlich nicht einfach klassisch lehrbuchartig runtergebet, sondern als Infotainment, das die breite Masse erreicht. Ich kann viele Menschen davon überzeugen, dass ein gesundes Leben Spaß macht und Medizin nicht immer nur Krankheit bedeutet. Wer dagegen krank ist, freut sich, wenn offen darüber geredet wird. Soziale Netzwerke sind ungemein wertvoll, um gegen das erdrückende Gefühl von Stigmatisierung und Einsamkeit bei bestimmten Krankheiten anzugehen.

Sicher: Als Arzt darf ich auf Social Media nicht direkt beraten. Auch, wenn es meiner Meinung nach zu viele veraltetete Reglementierungen in unserem Bereich gibt. Ich weiß auch, dass die Qualität von Informationen auf sozialen Netzwerken nicht geprüft wird. Wenn Sie als engagierte Kolleginnen und Kollegen jedoch auch einen Teil dazu beitragen, online für hochklassige Aufklärung zu sorgen, profitieren wir alle davon. In diesem Sinne würde ich mich freuen, mit Ihnen über dieses Thema in den Austausch zu kommen – gerne auch auf Social Media. Sie finden mich unter @deinhausarzt auf Instagram oder @mehralsleben auf Tiktok.