Sorge um Versorgung in Deutschland Bündnis Gesundheit fordert Gesundheitsgipfel mit dem Kanzler

Gesundheitspolitik Autor: Jan Helfrich

Das "Bündnis Gesundheit" warnt vor kritischem Zustand des Gesundheitswesens.
Das "Bündnis Gesundheit" warnt vor kritischem Zustand des Gesundheitswesens. © amazing studio–adobe.stock.com

Das „Bündnis Gesundheit“, hinter dem mehr als vier Millionen Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen stehen, fordert eine Neuausrichtung der Gesundheitspolitik und hat sich für einen Krisengipfel im Kanzleramt ausgesprochen.

Das „Bündnis Gesundheit“ fordert eine Neuausrichtung der Gesundheitspolitik. Im Bündnis sind die berufspolitischen Schwergewichte fast aller Berufsgruppen im Gesundheitswesen vertreten, darunter KBV, BÄK, ABDA, der Verband medizinischer Fachberufe und die Bundespsychotherapeutenkammer. Diese Vertreterinnen und Vertreter von mehr als vier Millionen Beschäftigten aus dem Gesundheitswesen haben sich für einen Krisengipfel im Kanzleramt ausgesprochen.

Hierfür hat das Bündnis ein gemeinsames Thesenpapier erarbeitet, das als Grundlage für den Gipfel dienen soll. Darin haben die 40 zusammengeschlossenen Organisationen die drei wichtigsten Handlungsfelder formuliert: den Fachkräftemangel, Strukturreformen und die Finanzierung der Versorgung. Als Lösungsansätze liefert das Papier beispielsweise Ansätze wie die Einführung von Steuerungselementen, die das Personal entlasten, mehr Gesundheitsförderung und Prävention, eine effiziente Nutzung von Ressourcen und eine noch engere Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe.

Außerdem fordert das Bündnis eine auskömmliche Finanzierung des Gesundheitssystems. Die Bundesregierung müsse die Übergangs- und Transformationsphasen des Gesundheitssystems finanziell absichern. Auch die gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherungen sollen durch ausreichend hohe Bundesmittel abgesichert werden, heißt es im Papier.

Bündnis warnt: Gesundheitswesen in kritischen Zustand

Vor allem die doppelte demografische Krise werde die Versorgungslage zukünftig verschlechtern. Aus diesem Grund hat das Bündnis dafür plädiert alle Politikbereiche mit einzubeziehen, die die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger betreffen. Die demografische Krise beschreibt das steigende Durchschnittsalter der Patientinnen und Patienten und deren Behandlungsbedarf und das gleichzeitige Ausscheiden von unzähligen medizinischen Fachkräften, welche in den Ruhestand gehen.

„Das Gesundheitswesen ist in einem kritischen Zustand. Der Teufelskreis von Überlastung, Erschöpfung und Abwanderung von Fachkräften in andere Berufe konnte bisher nicht durchbrochen werden“, so Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats. Die Herausforderungen seien inzwischen so groß, dass diese nur noch ressortübergreifend und nur durch eine übergeordnete Schwerpunktsetzung bewältigt werden können.

Dr. Klaus Reinhard, Präsident der Bundesärztekammer, unterstreicht: „Wenn sich die Spitzenorganisationen aus dem Gesundheitswesen in einem so großen Bündnis zusammenschließen, sollte die Politik das ernst nehmen und sich den gesundheitspolitischen Herausforderungen stellen.“ Neben einer auskömmlichen, zukunftsfähigen Finanzierung brauche man dringende grundlegende Strukturreformen.

Vertreterinnen und Vertreter fordern Abschaffung der Budgetierung

Im Bezug auf die doppelte demografische Krise äußert sich Ute Repschläger, Vorsitzende des Bundesverbandes selbstständiger Physiotherapeuten, zum Schwerpunkt des Fachkräftemangels: „Zur Bewältigung der demografischen Herausforderungen sind neue Antworten zum Umgang mit dem Fachkräftemangel nötig. Natürlich brauchen wir in allen Berufen höhere Ausbildungskapazitäten. Vor allem aber müssen die in der Versorgung tätigen Kolleginnen und Kollegen vor Überlastung geschützt werden.“

Das Bündnis fordert auch die Abschaffung der Budgetierung von Leistungen, da Budgetierung drohende Versorgungslücken verschärfe und zu Leistungskürzung führe, so Hannelore König, Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe. Gesundheit und Pflege seien keine Kostenfaktoren, sondern würden vielmehr die Grundlage für eine lebenswerte, soziale und politisch stabile Gesellschaft abbilden.