Urlaub in der Pandemie

Kolumnen Autor: Dr. Jörg Vogel

Die Zeiten werden wiederkehren, in denen Urlaubsorte auch wieder Orte der Begegnung sind. Die Zeiten werden wiederkehren, in denen Urlaubsorte auch wieder Orte der Begegnung sind.

Unser Kolumnist wagt eine Urlaubsreise in Coronazeiten und berichtet von seinen Eindrücken und dem vorbildlichen Umgang mit der Maskenpflicht in Gran Canaria.

Alle haben gesagt: Tut’s nicht! Nun haben wir es doch gemacht. Wir sind mitten im Corona-Jahr in den Urlaub geflogen. Nachdem uns die Reisewarnungen infolge der Pandemie schon drei Urlaube im Vorhinein pulverisiert haben, blieben jetzt nur noch zwei Nichtrisikogebiete in der EU übrig: die kanarischen Inseln und Estland. Es ist sicher nicht schwer zu erraten, wofür wir uns mitten im November entschieden haben. 

Und nun sitzen wir hier in Maspalomas auf Gran Canaria bei 26 Grad vor unserem Bungalow bei einer Flasche Wein und sind glücklich. Froh, die bitter nötige Erholung in diesem verrückten Jahr noch zu bekommen, froh aber auch, der Panik über die nicht wirklich sinkenden Zahlen wenigstens für zehn Tage mal entkommen zu sein. Und es fehlt kein bisschen, dieses Geschwafel unserer Politiker von Alternativlosigkeit und „die Zügel noch mehr anziehen“. 

Spannend auch: Wie gehen die Einwohner von Gran Canaria mit dieser Pandemie um? Kann man von ihnen vielleicht etwas lernen? Gleich vorweg: man kann. Die Spanier nehmen die Maskenpflicht sehr ernst, und zwar aus Überzeugung. 

Der erste Lockdown steckt ihnen noch in den Knochen. Das bedeutet etwas ganz anderes für eine Volkswirtschaft, die ausschließlich vom Tourismus lebt. Und deshalb achten die Bürger auf der Straße auch sehr darauf, sich an die Maßnahmen zu halten. Ist die Maske mal verrutscht und bedeckt zum Beispiel nicht die Nase, bekommt man von einer spanischen Passantin einen freundlichen Fingerzeig und anschließend als Dank die zusammengelegten Hände wie in Asien. Man lächelt und zupft sich zurecht. So einfach geht es. 

Auch im Hotel und der weitläufigen Gartenanlage herrscht Maskenpflicht. Und siehe da: Kein deutscher Urlauber motzt herum oder widersetzt sich. Man scheint plötzlich wieder erkannt zu haben, wie kostbar so ein Urlaub ist und wie bitter es wäre, wenn das hier auch noch wegfallen sollte. Es herrscht eine Art stille Übereinkunft mit unseren spanischen Gastgebern – und die danken es uns mit all ihrer Mühe, uns die Zeit hier schön zu machen. Sie arbeiten den ganzen Tag mit Mund-Nasen-Bedeckung – ob Koch oder Kellner – und sind trotzdem noch gern bei der Arbeit, lachen und scherzen auch untereinander. Das ist schön.

Nur am breiten Sandstrand herrscht keine Maskenpflicht. Dafür sind alle Strandliegen und Schirme verschwunden. Ein ungewohntes Bild und sicher auch ein gewaltiger Einnahmeverlust für die Einheimischen. Aber man kann ohne Maske laufen, barfuß, kilometerweit an den Dünen entlang. Alle Leute, die uns entgegenkommen, lächeln. Jeder fühlt sich frei. Der stetige Wind hier pustet die Viren ins Nirgendwo. 

Viele Geschäfte und Gaststätten sind geöffnet. Auch dort wird sehr auf die Mund-Nasen-Bedeckung geachtet. Genauso, wie es unsere Gastronomen längst auch tun. Nur bei uns müssen sie schließen. Die Praxis hier auf der Insel widerlegt diese „alternativlose­“ Maßnahme.

Auffallend: Die meisten großen Hotels sind geschlossen. Es sind einfach nicht genug Urlauber da. Gran Canaria ist zumindest hier in Maspalomas verdammt leer. Und die Menschen fehlen uns. Es ist das soziale Miteinander, das wir vermissen. Das Lächeln abends, wenn man dem fantastischen Gitarrenspieler auf der Promenade lauscht. Der Rieseneisbecher vor erwartungsvollen Kinderaugen, das Flanieren von Menschen unterschiedlichster Kulturen, der tägliche Tanz im Hotel. 

Stattdessen sitzen wir vor unserem Bungalow und trinken darauf, dass das Leben bald wieder normal wird. Wir alle hätten es uns verdient. Salute!