Kommentar Zur Prävention in die Apotheke gehen?
Die Einladung an den Versicherten kommt von der Krankenkasse als „Voucher“. Prof. Lauterbach hofft, so mehr Menschen mit einem niedrigschwelligen Angebot zum Check-up bewegen zu können. Außerdem sind die Apotheker unzufrieden. Sie fordern eine bessere Honorierung. Versucht der Minister hier, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen?
Allerdings ist die Idee, die Apotheker mit neuen Aufgaben aus dem Praxisumfeld zu beglücken – siehe Impfungen gegen Influenza und pharmazeutische Dienstleistungen (Blutdruckmessen, Medikationsberatung) –, bislang nicht im großen Stil für die Pharmazeuten aufgegangen. Zumal sie an Ärger mit den Rezeptausstellern vor Ort keinerlei Interesse haben. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hat klargestellt, dass die Apothekerschaft „präventive Leistungen nur im Schulterschluss mit Ärztinnen und Ärzten zum Wohle der Menschen anbieten will“. Einen Schulterschluss auf oberster Ebene zelebrierten gerade KBV, ABDA und KZBV mit ihrem Auftritt vor der Bundespressekonferenz: Sie eint die Sorge um die Arbeitszufriedenheit und Existenzsicherung ihrer Heilberufe im Land.
Prof. Lauterbachs Versuch, ein Präventionsgesetz auf den Weg zu bringen, sorgt schon im Stadium eines „Impulspapiers“ für Kopfschütteln. Wie bei den Gesundheitskiosken ertönt auch bei den Vorsorge-Ideen für Apotheken die Warnung vor teuren Parallelstrukturen, die Arztbesuche nicht ersetzen können. „Apotheken sind keine Arztpraxen to go“, bringt es Bundesärztekammer-Präsident und Hausarzt Dr. Klaus Reinhardt auf den Punkt. Sein Verband, der Hartmannbund, appelliert an den Minister: „Lassen Sie uns gemeinsam über Lösungen nachdenken. Machen Sie bitte nicht weiter Politik aus dem Abseits.“ Und der Hausärzteverband rät: Anstatt die Apotheken mit Laborbestimmungen zu beschäftigen, sollte die Politik diesen lieber dabei helfen, die Verfügbarkeit von Medikamenten zu gewährleisten.
Michael Reischmann
Ressortleiter Gesundheitspolitik