Zwischen Corona und Homeoffice
Freitag, 13. März: Frei wegen Teilzeit. 5,5 Stunden im Intercity zu den Schwiegereltern. Fazit: Das Kleinkindabteil ist ein Witz (Bahn-Bashing geht immer. Smiley). Interessanten Essay gelesen über das Coronavirus in den Medien. Ein kommunikatives Dilemma zwischen Dramatisieren und Bagatellisieren. Erste Absagen – beruflich wie privat – betreffen mich persönlich. Fühle mich in meiner Freiheit eingeschränkt, bin aber durchaus bereit, solidarische Prävention zu betreiben. „Pizzasuppe“ zum Abendessen.
Samstag, 14. März: Bestes Frühlingswetter. Spaziergang mit Kinderwagen durchs Dorf. Kaffee und Kuchen mit der Verwandtschaft. Eine Person ist leicht erkältet. Wir verzichten auf Umarmung und engen Kontakt, bleiben aber entspannt. Abends heute-show in der ZDF-Mediathek. Die Jokes funktionieren erstaunlich gut auch ohne Publikum. Schlusspointe: In München wurde eine Impfgegnerdemo abgesagt – wegen Corona.
Sonntag, 15. März: Rückfahrt alleine. Frau und Kind bleiben noch eine Woche. Die Aussicht auf Durchschlafen kann mich nicht trösten. In die Sitzreihe vor mir setzt sich eine Frau. Sie hustet einmal. Denke sofort an Corona. Befürchte ein gesellschaftliches Misstrauen und stelle mir vor, wie hustende Menschen bald mit Fackeln und Mistgabeln vertrieben werden. Als ich fast zu Hause bin, muss ich (mehrmals) husten.
Montag, 16. März: Regulär Homeoffice. Im E-Mail-Postfach überschlagen sich die Ereignisse. Ab sofort nur noch ein Mitarbeiter pro Büro. Werde wohl die ganze Woche nicht im Verlag sein. Fahre zu einem Freund, der ebenfalls im Homeoffice arbeiten muss. Halte das Risiko dieses Treffens für mich, mein und sein Umfeld für vertretbar. Wir fragen uns, warum die Leute weltweit Klopapier hamstern. Amüsieren uns über dieses klobale Problem. Haha!
Dienstag, 17. März: Immer noch örtlich getrennt von Frau und Kind. Die Liebe in Zeiten der Corona, fällt mir spontan dazu ein. Erster Einkauf seit knapp einer Woche. Tatsächlich kein Klopapier da. Und für 12 Uhr erstaunlich viel los im Supermarkt. Nach der Arbeit Hausarbeit (waschen, spülen, Staubsaugerroboter einschalten).
Mittwoch, 18. März: Ab heute drastische Einschränkungen im öffentlichen Leben. Bringe den Müll raus, hole ein Paket bei der Packstation ab. Abendprogramm seit Längerem geplant: Ein Freund wollte zum Essen vorbeikommen. Habe versucht, mein schlechtes Gewissen deswegen zu verdrängen. Er sagt ab. Ich bin erleichtert.
Donnerstag, 19. März: Stressiger Start in den Tag, in der Redaktion fällt jemand erkältet aus. Vorfreude aufs Wiedersehen mit meinen Liebsten. Hoffentlich fahren die Züge am Samstag noch. Ausklang der Arbeitswoche mit Netflix und Bier (Tannenzäpfle). Platz 7 der aktuellen Serien-Top-10 in Deutschland belegt die Dokuserie Pandemie.
Dr. Sascha Bock
Redakteur Medizin