10 Jahre zu spät im OP: Spaltblase konnte bei einem Jungen erfolgreich therapiert werden

Dr. Sascha Bock

Normalerweise werden die korrigierenden Operationen bereits kurz nach der Geburt des Patienten durchgeführt. (Agenturfoto) Normalerweise werden die korrigierenden Operationen bereits kurz nach der Geburt des Patienten durchgeführt. (Agenturfoto) © iStock/isayildiz

Eine Blasenekstrophie (Spaltblase) bekommen selbst Kinderurologen selten zu Gesicht. Dass es sich bei einem Patienten dann noch um einen Zehnjährigen und keinen Neugeborenen handelt, ist eine echte Rarität.

Denn der primäre Verschluss der angeborenen Fehlbildung erfolgt i.d.R. entweder 48–72 Stunden nach der Geburt oder im Alter von 6–12 Wochen, schreiben Nabila­ Salhab vom Tishreen University Hospital in Lattakia, Syrien.

Sozioökonomische Faktoren haben dazu geführt, dass ein syrischer Junge erst mit zehn Jahren in der Universitätsklinik vorgestellt wurde. Die Kollegen sahen sich mit einer klassischen Blasenekstrophie konfrontiert.

Drei Monate nach dem Eingriff gab es gute Nachrichten

Dabei ist u.a. die Mukosa mit der Haut im unteren Abdomen verwachsen, der Harn fließt also direkt nach außen ab. Die Entwicklungsstörung kann auch mit einer lockeren Symphyse und folglich mit einem geschwächten Beckenboden einhergehen. Der Patient litt zusätzlich an einem kompletten Rektumprolaps (s. Abb.). Eine Operation hatte er bislang nicht erhalten.

Erfahrungsgemäß gewährleistet ein Eingriff eine zufriedenstellende Harnkontinenz, Nieren- und sexuelle Funktion – zumindest, wenn er im Säuglingsalter durchgeführt wird. Zu Interventionen bei größeren Kindern existieren nur wenige Daten. Um dem Jungen ein normales soziales Leben zu ermöglichen, entschieden sich die syrischen Kollegen zu einer komplizierten Rekonstruktion von Blase und Harnwegen samt Korrektur des Prolaps. Mit Erfolg: Bei einem Follow-up drei Monate später zeigten sich weder Auffälligkeiten in Bildgebung und Urindiagnostik noch anorektale Probleme.

Zwei Wochen nach der OP wurde der Katheter entfernt. Aktuell wird der Kleine auf einen zweiten Eingriff an Harnröhe und Blase vorbereitet, der ein halbes Jahr nach dem ersten stattfinden soll. Danach kann das Kontinenztraining beginnen.

Quelle Text und Abb.: Salhab N et al. JSCR 2020; DOI: 10.1093/jscr/rjaa093

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Normalerweise werden die korrigierenden Operationen bereits kurz nach der Geburt des Patienten durchgeführt. (Agenturfoto) Normalerweise werden die korrigierenden Operationen bereits kurz nach der Geburt des Patienten durchgeführt. (Agenturfoto) © iStock/isayildiz
Der Zehnjährige litt unter einer Blasen­ekstrophie mit vollständigem Rektalprolaps. Der Zehnjährige litt unter einer Blasen­ekstrophie mit vollständigem Rektalprolaps. © Salhab N et al. JSCR 2020
Zustand unmittelbar nach dem aufwendigen Eingriff zur Rekonstruktion von Blase und Harnwegen Zustand unmittelbar nach dem aufwendigen Eingriff zur Rekonstruktion von Blase und Harnwegen © Salhab N et al. JSCR 2020