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ADHS: Mit Psychoedukation und Medikamenten das Chaos bewältigen

Schränkt die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung Patienten moderat bis schwer ein und geht mit Funktionsstörungen einher, gilt sie als behandlungsbedürftig. Mittel der Wahl ist Methylphenidat (MPH), schreiben Dr. Alexandra Philomena Lam von der Biologischen Psychologie der Universität Oldenburg und Kollegen. Vor der Gabe eines ADHS-Medikaments sollten allerdings folgende Untersuchungen erfolgen – auch in Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen:
- EKG durchführen
- Blutdruck und Puls messen
- Gewicht kontrollieren
- Routinelabor (inkl. Schilddrüse)
Zudem empfehlen die Autoren, Blutdruck und Puls bei jeder Dosisanpassung und im Verlauf mindestens alle sechs Monate zu kontrollieren.
Erfolgt die Therapie leitliniengerecht, liegt die Ansprechrate, definiert als Symptomreduktion um 30 %, bei ca. 60 %. Methylphenidat beginnt bereits nach 15–30 Minuten zu wirken. Starten sollte man mit 10 mg/d und je nach Effekt/Nebenwirkung wöchentlich um 10 mg steigern (max. 80 mg/d). Die Zieldosis liegt bei 0,5–1 mg/kgKG. Meist erfolgt die Einnahme zweimal täglich. MPH hat allgemein ein eher geringes Interaktionspotenzial, so die Kollgen. Vorsicht ist geboten bei der Kombination mit dopaminergen bzw. noradrenergen Substanzen, Antazida sowie Alkohol.
Methylphenidat in der Schwangerschaft?
Verhaltenstherapie wirkt nicht so gut wie Pharmaka
Darüber hinaus bildet die Psychoedukation, die Betroffene über ihre Erkrankung informiert, die Grundlage jeder ADHS-Behandlung, so die Experten. Inzwischen gibt es eine Vielzahl an Coaching-, Gruppen- und Einzelkonzepten zur Behandlung. Die kognitive Verhaltenstherapie gilt derzeit als effektivster psychotherapeutischer Ansatz, die Wirkung ist der von Medikamenten aber unterlegen. Eine alleinige Psychotherapie wird daher nur für Patienten empfohlen, die eine pharmakologische Behandlung ablehnen oder bei denen Kontraindikationen bestehen bzw. starke Nebenwirkungen auftreten. Aktuelle Ansätze basieren zunehmend auf Achtsamkeit. Betroffenen zufolge lässt sich auch mit sportlicher Betätigung eine Entlastung (v.a. bei starker Hyperaktivität) erreichen.Quelle: Lam AP et al. Fortschr Neurol Psychiatr 2017; 85: 696-707
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