ADT + Abirateron + Bestrahlung neuer Standard für Patienten mit niedriger Tumorlast

ASCO 2023 Friederike Klein

In der Studie ­PEACE-1 wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von vier Regimen für die Behandlung von Männern mit de novo mHSPC verglichen. In der Studie ­PEACE-1 wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von vier Regimen für die Behandlung von Männern mit de novo mHSPC verglichen. © Peakstock – stock.adobe.com

Die Therapie des neu diagnostizierten metastasierten, hormonsensitiven Prostatakarzinoms hat sich im vergangenen Jahrzehnt rasant entwickelt. Parallel dazu lief die PEACE-1-Studie an, die auch die Bedeutung der Bestrahlung in diesem Szenario untersuchte.

Die Autor:innen der Phase-3-Studie ­PEACE-1 verglichen in einem 2 x 2 faktoriellen Design randomisiert die Wirksamkeit und Sicherheit von vier Regimen für die Behandlung von Männern mit de novo metastasiertem hormonsensitivem Prostatakarzinom (mHSPC):

  • Standard of Care (SoC), bestehend aus einer kontinuierlichen Androgenentzugstherapie (ADT) alleine oder zusätzlich mit Docetaxel (n = 296), wobei die Chemotherapie im Studienverlauf obligat wurde, 
  • SoC plus Abirateron (Abi, n = 292), 
  • SoC plus Bestrahlung (RT, n = 293) und 
  • SoC plus Abi plus RT (n = 291). 

Bereits zuvor hatte die Kombination von SoC und Abi das OS und das radiografisch progressionsfreie Überleben (rPFS) gegenüber SoC verbessert. Dr. ­Alberto ­Bossi vom Institute Gustave Roussy in Villejuif stellte die ersten Ergebnisse zur Bedeutung der RT vor. Diese erfolgte nach Abschluss der Chemotherapie in einer Dosis von 74 Gy in 37 Fraktionen. Ausgewertet wurden primär die 43 % der Teilnehmer, die bei Studieneinschluss eine niedrige Tumorlast aufwiesen, definiert als < drei Knochenmetastasen mit oder ohne positive Lymphknoten. Die Hälfte dieser Patientengruppe hatte im Rahmen der SoC Docetaxel erhalten.

Das mediane rPFS der Männer mit niedriger Tumorlast verbesserte sich unter SoC + Abi + RT signifikant gegenüber den drei anderen Armen (p < 0,0001). Es betrug

  • 7,5 Jahre unter der Dreifachkombination, 
  • 4,4 Jahre in der Gruppe mit SoC plus Abi, 
  • 3,0 Jahre im SoC-Arm und 
  • 2,6 Jahre unter SoC plus RT. 

Das relative Risiko für einen radiografischen Progress war mit SoC + Abi + RT gegenüber SoC halbiert (HR 0,50; 95%-KI 0,28–0,88). Dr. Bossi sprach von einem synergistischen Effekt von Abi und RT. 
Das mediane OS unterschied sich mit 6,9 Jahren vs. 7,5 Jahren nicht signifikant zwischen Männern, die SoC plus Abi oder die Dreifachkombi erhalten hatten (HR 0,98; 95%-KI 0,74–1,28; p = 0,86). Darüber hinaus ergab sich zwischen allen vier Studienarmen kein signifikanter Unterschied, wenn auch der Median unter SoC + Abi + RT noch nicht erreicht war. In den anderen Gruppen betrug das mediane OS 5,8 Jahre (SoC + RT) und 7,1 Jahre (SoC). 

Ein neuer Standard

Ernste unerwünschte Ereignisse wie die Notwendigkeit eines Harnkatheters, einer Harnleiterschiene oder einer Nephrostomie traten mit und ohne Radiatio ähnlich häufig auf. Eine Bestrahlung benötigten 27 von 200 Patienten, die nach Randomisierung nicht für eine RT vorgesehen waren. Eine transurethrale Prostataresektion erhielten vier Teilnehmer in den RT-Armen. Je eine Person aus den Gruppen mit und ohne RT unterzog sich einer radikalen Prostatektomie. Männer aus den Bestrahlungsarmen erlitten im Vergleich zu denen ohne RT erst später ein schweres genitourinäres Ereignis, erläuterte Dr. ­Bossi. Die Forschenden prüften das zudem in der Gesamtpopulation unabhängig vom Tumorvolumen. Auch hier ergab sich mit RT eine längere Zeit bis zum Auftreten solcher Ereignisse und einen synergistischen Effekt von RT plus Abi. 

Kastrationsresistenz tritt später auf

In der Kohorte mit niedrigem Tumorvolumen verlängerte sich in den Gruppen mit Bestrahlung vs. ohne die Dauer bis zur Entwicklung einer Kastrationsresistenz. Sie war unter SoC + Abi + RT mit im Median 6,9 Jahren am längsten und betrug unter SoC plus Abi 3,6 Jahre, unter SoC plus RT 2,1 Jahre und unter SoC 2,0 Jahre. In der Gesamtkohorte ergab sich sich unabhängig vom Tumorvolumen ein ähnliches Bild.

Die Toxizität (Grad 3–5) war durch die Hinzunahme der RT nicht erhöht, auch nicht in Bezug auf gastrointestinale Symptome und rektale Blutungen. 

Mit diesen Ergebnissen werde erstmalig die Rolle der RT zur Vermeidung ernster urogenitaler Ereignisse unabhängig von der Tumorlast demonstriert, resümierte Dr. ­Bossi. „Ab sofort haben wir gute Gründe, mit unseren Patienten diese Option zu besprechen“, findet er. Das Triplett ADT plus Abi plus RT bezeichnete er als einen neuen Standard zur Behandlung des de novo mHSPC mit niedriger Tumorlast. Zudem sollte die RT im Rahmen einer Quadrupletherapie in ausgewählten Fällen auch bei Männern mit de novo mHSPC und hoher Tumorlast berücksichtigt werden.

Quelle:
Bossi, A et al. 2023 ASCO Annual Meeting; Abstract LBA5000 

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In der Studie ­PEACE-1 wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von vier Regimen für die Behandlung von Männern mit de novo mHSPC verglichen. In der Studie ­PEACE-1 wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von vier Regimen für die Behandlung von Männern mit de novo mHSPC verglichen. © Peakstock – stock.adobe.com