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Allergieprävention: Kinder von Abgasen und Zigarettenqualm fernhalten

Der natürliche Verlauf der allergischen Erkrankungen im Kindesalter wird „atopischer Marsch“ genannt, schreibt das Team um Professor Dr. Ludger Klimek vom Zentrum für Rhinologie und Allergologie Wiesbaden. Die IgE-Produktion beginnt zwar bereits im Uterus, aber Sensibilisierungen treten meist erst ab dem dritten Lebensmonat auf. Sie richten sich oft primär gegen Nahrungsmittel und manifestieren sich im Säuglings- und Kleinkindalter als atopische Dermatitis. Das allergische Asthma bronchiale beginnt meist erst im frühen Kindes- bis Schulalter, oft gehen obstruktive Bronchitiden voraus (Leitsymptom Giemen). Die allergische Rhinitis tritt im Allgemeinen später, bei Schulkindern und Jugendlichen, auf.
Praktischer Allergieschutz
- Schwangere sollten sich ausgewogen und bedarfsdeckend ernähren. Die Primärprävention ist kein Grund, potente Nahrungsmittelallergene zu meiden.
- Personen ohne erhöhtes Allergierisiko dürfen uneingeschränkt Haustiere halten. Familien mit erhöhtem Allergierisiko sollten auf Katzen verzichten.
- Die Exposition gegenüber Tabakrauch (aktiv und passiv) steigert die Allergiegefahr, vor allem für ein Asthma bronchiale. Sie sollte bereits in der Schwangerschaft vermieden werden.
- Der Kontakt mit Luftschadstoffen im Innenraum und mit Kraftfahrzeug-Emissionen sollte minimiert werden. Auch er erhöht das Risiko für atopische Erkrankungen und besonders für Asthma.
Bestimmte Rachenbakterien machen anfälliger für Asthma
Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss exogener Faktoren. Sie können Kinder bereits pränatal vor Allergien schützen oder umgekehrt das Risiko erhöhen. So zeigen zahlreiche epidemiologische Studien, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, seltener allergische Erkrankungen entwickeln. Inzwischen ist auch nachgewiesen, dass die pränatale Exposition der Mutter gegenüber der landwirtschaftlichen Mikrobenvielfalt die kindliche Immunentwicklung „antiallergisch“ beeinflusst. Auch die Mikroorganismen, die den menschlichen Körper besiedeln, haben offenbar eine entscheidende Bedeutung auf die Allergieentwicklung. Für die Genese des Asthma bronchiale scheint vor allem das pulmonale Mikrobiom wichtig zu sein. Als riskant gilt eine Besiedlung des Hypopharynx mit Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae und Moraxella catarrhalis bei Neugeborenen. Auch eine verringerte Diversität der Darmflora begünstigt die allergische Lungenerkrankung. Eine Exposition gegenüber Tabakrauch erhöht ebenfalls das Allergierisiko, vor allem für ein Asthma bronchiale. Was die Ernährung betrifft, wird der langfristige Nutzen einer pränatalen Fischölsupplementierung kontrovers diskutiert. Einjahresstudien zeigten zwar eine geringere Sensibilisierung gegen Hühnereiweiß. Über einen Zeitraum von fünf Jahren hatte die zusätzliche Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren unter Reduktion von Omega-6-Fettsäuren allerdings keinen Effekt. Eine Atopie der Mutter gilt schon pränatal als Risikofaktor für Allergien des Kindes. Nachgewiesen ist eine Reduktion der regulatorischen T-Lymphozyten im Nabelschnurblut. Zusammen mit einer erniedrigten Zahl an Th1-Zellen könnte dieses Phänomen Allergien den Weg bahnen.Umwelteinflüsse wirken wohl auch auf epigenetischer Ebene
Ein weiterer wichtiger Risikofaktor ist die genetische Ausstattung. So kennt man inzwischen mehrere Regionen im Genom, die mit kindlichem Asthma bronchiale oder atopischer Dermatitis assoziiert sind. Epigenetische Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle. Dabei bleibt die DNA-Sequenz unverändert, es kommt aber z.B. zu Veränderungen in der DNA-Methylierung. Epigenetische Regulation könnte einer der Mechanismen sein, über den Umwelteinflüsse allergische Erkrankungen fördern.Quelle: Klimek L et al. HNO 2019; 67: 90-97
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