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Alzheimer: Durch Parkinsonmittel Exekutivfunktionen erhalten

Seit Einführung von Acetylcholinesterasehemmern und Memantin vor über 20 Jahren hat sich in der Behandlung der Alzheimer-Erkrankung nicht viel getan. Zwar wurden immer wieder auch Dopaminagonisten wie L-Dopa und Selegilin in frühen und mittleren Alzheimer-Stadien getestet, allerdings mit nicht einheitlichen Ergebnissen.
Eine monozentrische Phase-2-Studie mit dem Dopaminagonisten Rotigotin lässt nun etwas hoffen. Einbezogen waren 94 Alzheimerpatienten mit leichten bis mäßigen Beschwerden in einer frühen Erkrankungsphase, die man entweder mit einem 4-mg-Rotigotin-Pflaster (Initialdosis 2 mg) oder einem Placebo-Pflaster behandelt hatte.
Beim primären Studienendpunkt, der Veränderung in der Alzheimer’s Disease Assessment Scale-Cognitive Subscale, zwischen Studienbeginn und nach 24 Wochen waren keine Unterschiede zwischen Verum und Placebo erkennbar (2,92 vs. 2,66). Allerdings zeigten sich unter dem Wirkstoff Verbesserungen hinsichtlich der sekundären Outcomes zur Alltagstauglichkeit bzw. zu frontalhirngesteuerten Exekutivfunktionen. Zusätzlich wiesen die EEG der Rotigotin-Patienten auf eine Steigerung präfrontaler Aktivitätsmuster hin.
Unerwünschte Wirkungen traten unter Rotigotin häufiger auf als unter Placebo. Dazu gehörten Unverträglichkeitsreaktionen an der Pflasterapplikationsstelle, Übelkeit und Benommenheit. Ein Patient halluzinierte. 16 Teilnehmer brachen die Studie ab, elf unter Verum, fünf unter Placebo. Insgesamt bewerteten die Autoren die Verträglichkeit des relativ niedrig dosierten Dopaminagonisten aber als gut. Die Nebenwirkungen von Rotigotin sind bereits aus der Parkinson-Therapie bekannt, Veränderungen im Verhalten wurden nicht gesehen.
Funktionalität im Alltag länger erhalten
Die Ergebnisse lassen auf einen Effekt vor allem auf die Aktivität im Frontallappen bei den Alzheimerpatienten schließen. Dieser steuert die Ausübung von Handlungen des täglichen Lebens. Den behandelten Patienten bleibt dadurch länger ihre Eigenständigkeit erhalten. Die Gedächtnisleistung und andere höhere kognitive Fertigkeiten sprachen auf den Wirkstoff dagegen nicht an. Ob Rotigotin, wie in Tierversuchen bereits nachgewiesen, langfristig die zentrale Amyloid-Deposition auch beim Menschen beeinflusst, müssen Langzeitstudien zeigen.
Quelle: Koch G et al. JAMA Netw Open 2020; 3: e2010372; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2020.10372
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