Androgen schützt vermutlich nicht vor Alzheimer

Michael Brendler

Kann Testosteron bei Männern einer Demenz vorbeugen? Kann Testosteron bei Männern einer Demenz vorbeugen? © Pixabay

Kann Testosteron bei Männern einer Demenz vorbeugen? Die Daten dazu sind konträr. Inzwischen glauben Experten, dass sich mit der Substitution weder bei kognitiv Gesunden noch bei Beeinträchtigten etwas erreichen lässt.

Das Drehbuch klingt vertraut. Da wären zunächst die präklinischen Studien. In Zellkuturen schützte Testosteron Hippocampus-Neurone, so konnten Wissenschaftler 2014 zeigen, vor den Auswirkungen von β-Amyloid-Oligomeren. Helfen vermag das Androgen auch im Alzheimer-Mausmodell. Durch den Metaboliten Dihydrotestosteron lässt sich der Beginn der Erkrankung zumindest hin­auszögern.

Die überzeugenden Hinweise darauf, dass das männliche Geschlechtshormon tatsächlich eine protektive Wirkung auf die Hirnfunktion haben könnte, beziehen sich aber auch auf Beobachtungsstudien, betonen Dr. Christina­ Dimopoulou­ und Professor Dr. Günther­ K. Stalla­. Niedrige Hormonkonzentrationen im Plasma, so weiß man spätestens seit einer Metaanalyse 2016, sind signifikant mit einem erhöhten Demenzrisiko bei älteren Männern assoziiert (relatives Risiko 1,48). Und epidemiologische Studien bestätigen, dass der altersbedingte Abfall des Hormons mit einem erhöhten Risiko für eine Alzheimerkrankheit einhergeht.

Doch in klinischen Studien, berichten die Endokrinologen des Münchner Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, ließen sich dieselben Effekte plötzlich nur noch sehr unzuverlässig beobachten. Fand sich in der einen Studie eine schwache positive Wirkung auf das Gedächtnis, stieß man in der nächsten sogar mit einer Verschlechterung aufs Gegenteil. In anderen Untersuchungen von Patientengruppen tat sich hingegen rein gar nichts. 2016, schreiben Dr. Dimopoulou­ und Prof. Stalla­, schauten Forscher der TEAAM-Studie genauer nach.

Keine Empfehlung für die Substitution

An der randomisierten, doppelblinden Studie nahmen 308 Männer jenseits der sechzig teil. Alle hatten niedrige oder niedrig-normale Hormonspiegel, ein Testosterongel half ihrer Kognition trotzdem nicht mehr als der Vergleichsgruppe das Placebo. „Die aktuelle Studienlage unterstützt die Gabe von Testosteron zur Verbesserung der Kognition weder bei gesunden noch bei kognitiv beeinträchtigten Männern“, resümieren deshalb die Autoren. Und hoffen auf weitere klinische Untersuchungen.

Quelle: Dimopoulou C, Stalla GK. Dtsch Med Wochenschr 2017; 142: 1102-1105

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