So lindern Sie Begleitsymptome von Demenzkranken
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Depressionen, Hyperaktivität, psychomotorische Unruhe sowie Störungen der Tag-Nacht-Rhythmik sind Symptome, die fast jeder Patient mit einer Demenz vom Alzheimertyp oder einer gemischten Demenz im Erkrankungsverlauf entwickelt. Die Beschwerden erfordern einen multimodalen Versorgungsansatz mit einer individuell angepassten Kombination von medikamentöser und nicht-medikamentöser Behandlung, Psychoedukation sowie Milieutherapie, schreibt Professor Dr. Johannes W. Kraft, Geriater am Regiomed Klinikum in Coburg.
Medikamente gegen nicht-kognitive Störungen (Auswahl) | |
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Depression mit Angst und Agitation | Mirtazapin, Trazodon, Quetiapin |
Depression mit Appetitmangel | Mirtazapin |
Repetitives Verhalten, Enthemmung | Citalopram, Sertralin, Trazodon |
Psychische und körperliche Unruhe | Trazodon, Risperidon, Carbamazepin, Quetiapin |
Schlafstörungen | Mirtazapin, Trazodon, Melperon, Zopiclon, Zolpidem |
Aggressivität | Risperidon, Trazodon, Carbamazepin |
Trizyklische Antidepressiva meiden
Dabei gilt für die medikamentöse Behandlung: start low, go slow. Demenz-Patienten entwickeln vor allem in frühen Stadien Depressionen. Für die Behandlung stehen in erster Linie Mirtazapin, Trazodon und selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer zur Verfügung. Zu meiden sind bei diesen Patienten anticholinerg und damit kognitionseinschränkend wirkende Substanzen wie die klassischen trizyklischen Antidepressiva Doxepin, Amitriptylin und Trimipramin. Mirtazapin erzielt schlaffördernde und appetitanregende Effekte. Zusätzlich besitzt das noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressivum koanalgetische und antipruriginöse Wirkung. Die Behandlung erfolgt einschleichend. Bei paradoxen Reaktionen oder Entwicklung bzw. Verstärkung einer Restless-legs-Symptomatik bietet Trazodon eine Alternative.Vorsicht mit Neuroleptika bei Lewy-Körperchen-Demenz
In den mittleren Demenzstadien treten zusätzlich zu der fortschreitenden kognitiven Einschränkung oft Hyperaktivität und motorische Unruhe auf. Möglicherweise sprechen diese Symptome noch gut auf sedierende Antidepressiva an. Liegt ein selbstgefährdendes oder aggressives Verhalten vor und reichen nichtmedikamentöse Maßnahmen nicht aus, sind Neuroleptika nicht völlig zu vermeiden, erklärt Prof. Kraft. Sie sollten wegen ihrer allgemein morbiditätssteigernden Effekte allerdings zeitlich begrenzt und in möglichst niedriger Dosis zum Einsatz kommen. Augenmerk gilt außerdem der erhöhten Sturzgefahr und der sedierenden Wirkung. Mittel der Wahl ist langsam aufdosiertes Risperidon. Cave: Patienten mit Lewy-Körperchen-Demenz reagieren auf Risperidon und einige andere Neuroleptika überempfindlich und oft paradox. Bestehen Wahnvorstellungen und Halluzinationen, kann eine mehrwöchige Behandlung mit Cholinesterasehemmern wie z.B. Donepezil oder Rivastigmin Abhilfe schaffen. Kurzfristig lassen sich Halluzinationen und Verwirrtheit bei den Lewy-Körperchen-Patienten durch niedrigdosiertes Quetiapin lindern. Das früher in dieser Indikation eingesetzte Clozapin ist inzwischen nur noch ein Reservetherapeutikum.Schlafstörungen erst mal nicht-medikamentös angehen
Treten Störungen der Tag-Nacht-Rhythmik, nächtliche Unruhe und Schlaflosigkeit auf, quält dies Patienten und Pfleger. Falls nicht-medikamentöse Verfahren wie tagesstrukturierende Maßnahmen, Licht- und Aromatherapie nicht ausreichen, ergänzen niedrig dosiertes Melperon und sedierend wirksame Antidepressiva wie Mirtazapin und Trazodon die Behandlung. Sedativa sind zurückhaltend und in möglichst niedriger Dosis zu verordnen, infrage kommen unter anderem Zopiclon und Zolpidem.Kraft JW. Internist 2017; 58: 117-124
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