Aneurysma: Ältere Männer zum Screening schicken

Maria Weiß

Männer über 65 Jahre haben das Recht auf eine Ultraschalluntersuchung. Männer über 65 Jahre haben das Recht auf eine Ultraschalluntersuchung. © iStock/SerhiiBobyk

Auch wenn Sie bei dem über 65-Jährigen im Ultraschall nur eine kleine Ausbeulung finden ist für Experten eine medikamentöse Therapie indiziert. Braucht Ihr Patient eine OP, sollten kurzzeitiges und langfristiges Risiko gegeneinander abgewogen werden.

Seit Anfang 2018 haben alle gesetzlich krankenversicherten Männer über 65 Jahre Anspruch auf eine einmalige Ultraschall­untersuchung zum Ausschluss eines abdominellen Aortenaneurysmas (AAA). Dass man ein Aneurysma findet, ist bei Männern zwischen 65 und 75 Jahren zu etwa 2 % wahrscheinlich. Liegt der Aortendurchmesser unterhalb von 3 cm, sind keine weiteren Untersuchungen erforderlich, erklärte Professor Dr. Birgit Linnemann­ vom Gefäßzentrum Ostbayern am Universitätsklinikum Regensburg.

ASS, Statine und Betablocker vermindern das Wachstum

Nach der deutschen AWMF-Leitlinie sollten AAA mit einem Durchmesser von 3,0–3,9 cm dann alle zwei Jahre, von 4,0–4,9 cm jährlich und 5,0–5,4 cm halbjährlich kontrolliert werden. Ab einem Durchmesser von 5,5 cm ist in der Regel eine endovaskuläre oder chirurgische Aneurysmabehandlung erforderlich.

Auch bei kleinen und mittelgroßen AAA sollte man aber nicht einfach nur abwarten. Eine medikamentöse Therapie ist bei diesen Patienten dringend erforderlich, betonte Professor Dr. Dittmar Böckler­ von der Klinik für Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg. ASS, Statine und Betablocker sollten hier grundsätzlich mit an Bord sein. Dabei geht es nicht nur um die Reduktion des kardiovaskulären Risikos, sondern auch um die Senkung der Wachstumsrate und des Rupturrisikos.

Möglicherweise könnte in Zukunft auch Metformin in dieser Indikation zum Einsatz kommen. Für das Antidiabetikum wurde ein Rückgang der AAA-Inzidenz und der Wachstumsrate beobachtet. Um eine allgemeine Empfehlung auszusprechen, reichen die Daten aber nicht aus.

Zur Therapie größerer Aortenaneurysmen sollte man Patienten sowohl endovaskuläre als auch offene chirurgische Interventionen anbieten. Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Nach einer aktuellen Metaanalyse1 von sieben randomisierten Studien weisen endovaskuläre Eingriffe (EVAR) eine signifikant geringere Krankenhausmortalität auf.

Langfristig scheint der offene Eingriff mehr Vorteile zu haben

Auch in den ersten sechs Monaten nach dem Eingriff waren die Gesamtmortalität und die aneurysmaassoziierte Sterblichkeit deutlich niedriger. Im Langzeitverlauf zeigten sich dann aber die Vorteile des offenen Vorgehens: Nach acht Jahren wies die EVAR-Gruppe eine fünfmal höhere aneurysmaassoziierte Mortalität auf als offen operierte Patienten. Das Risiko für sekundäre Interventionen und Aneurysmarupturen war deutlich höher. Dies bedeutet, dass Patienten nach endovaskulärer Versorgung eines AAA eine lebenslange Nachsorge benötigen, schloss Prof. Böckler.

1. Antoniou GA et al. Eur J Vasc Endovasc Surg 2020; 59: 385-397; DOI: 10.1016/j.ejvs.2019.11.030

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Männer über 65 Jahre haben das Recht auf eine Ultraschalluntersuchung. Männer über 65 Jahre haben das Recht auf eine Ultraschalluntersuchung. © iStock/SerhiiBobyk