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Cartoon Medizin und Markt
Angst essen Seele auf

Weiblich, zwischen 20 und 30, schlank: So sehen Patienten mit Panikstörung oft aus. Herzrasen, Schwindel, Enge in der Brust, Atemnot oder Todesangst gehören zu den dramatischen Symptomen, die schlagartig auftreten. Deshalb bringen die Betroffenen eine Anamnese voll von notfallmäßigen Krankenhausaufnahmen z.B. wegen Herzinfarktverdacht oder Bereitschaftsdiensteinsätzen mit EKG-Kontrollen mit. Ein passender organischer Befund lässt sich jedoch nie finden.
Wenn Sie diesen Patienten sagen, sie hätten eine psychische Erkrankung, werden Sie sie nicht für sich und geeignete Therapiemaßnahmen gewinnen. Erklären Sie ihnen jedoch, sie hätten eine Stoffwechselstörung im Gehirn, klappt das viel besser, sagte Dr. Axel Cicha, Neurologe aus Brunnthal bei München. Die Betroffenen sind dankbar, dass sie eine Diagnose bekommen und man ihnen nicht immer nur mitteilt, sie hätten nichts.
Die meisten Panikattacken dauern nicht länger als 30 Minuten. Dr. Cicha warnte ausdrücklich davor, den meist jungen Patienten für eine gewisse Zeit Benzodiazepine zu verordnen. Schon eine niedrige Dosis von 1 mg Lorazepam würde sie mit großer Sicherheit nach wenigen Wochen in die Abhängigkeit führen. Auch Neuroleptika sollte man nicht einsetzen. Sie lindern zwar die Angst, können aber noch nach Jahren Spätdyskinesien hervorrufen.
Für Panikstörung zugelassen und Mittel der ersten Wahl sind die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Citalopram, Escitalopram und Paroxetin. Diese Medikamente haben kein Abhängigkeitspotenzial, führen kaum zu Gewichtszunahme und wirken nicht kardiotoxisch oder anticholinerg. Aber die Effekte treten anders als bei Benzodiazepinen verzögert ein. Die selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) Venlafaxin oder Duloxetin eignen sich ebenfalls bei Panikstörungen.
Unter den klassischen Trizyklika besitzt Clomipramin eine Zulassung, es sollte aber heute wegen des Risikos für Gewichtszunahme nicht mehr gegeben werden. Neben den Medikamenten steht die kognitive Verhaltenstherapie im Fokus, die auf eine Konfrontation mit angstauslösenden Situationen setzt.
Furcht, dass Symptome etwas Schlimmes bedeuten
Nicht attackenförmig, sondern als Dauerzustand tritt die generalisierte Angststörung (GAD) auf. Ständige Unruhe, Besorgnis, negative Vorahnungen, Schreckhaftigkeit, Angst und körperliche Symptome wie Herzrasen, Zittern, Schwitzen, Schwindel und Bauchschmerzen gehören dazu sowie die Furcht, dass die Symptome etwas Schlimmes bedeuten könnten.
Viele Patienten sind medikamentenkritisch
Zur Therapie der GAD dienen bevorzugt SSRI wie Escitalopram und Paroxetin oder SNRI wie Venlafaxin und Duloxetin. Gute Erfahrungen hat der Referent zudem mit Opipramol gemacht. Imipramin bietet eine mögliche Alternative, allerdings wieder mit dem Risiko einer Gewichtszunahme. Vorsichtig umgehen sollten Sie wegen des hohen Abhängigkeitspotenzials mit dem ebenfalls zugelassenen Pregabalin.
Viele Patienten erlebt Dr. Cicha als medikamentenkritisch. Tabletten lehnen sie ab, aber Tropfen, die sie als sanfte Therapie empfinden, würden sie nehmen. Das ist einer der Gründe, warum der Kollege Escitalopram in Tropfenform favorisiert. Ein Tropfen entspricht 1 mg. Er beginnt mit einem Tropfen pro Tag und steigert langsam bis zum optimalen Effekt. Angestrebt wird eine Tagesdosis von 10–20 mg.
Oft kommt von Betroffenen die Frage, ob es nicht etwas Pflanzliches gegen ihre innere Unruhe, Ängstlichkeit und Schlafprobleme gibt. Dann könne man Lavendelöl empfehlen, das ähnlich wie Pregabalin anxiolytisch wirkt. Das Phytotherapeutikum mache die Patienten ausgeglichener, sodass sie auch besser schlafen. In vergleichenden Untersuchungen war Lavendelöl so effektiv wie 0,5 mg Lorazepam oder 20 mg Paroxetin – ohne Wechselwirkungen oder Abhängigkeitspotenzial.
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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 11.05.2019 in Nürnberg, unterstützt von Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG
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