Cartoon Medizin und Markt

Angststörungen lassen sich auch pflanzlich bekämpfen

Dr. Anne Benckendorff

Lavendel kann die innere Ruhe zurückbringen. Lavendel kann die innere Ruhe zurückbringen. © lily – stock.adobe.com

Mit Angstpatienten müssen Sie in der Praxis jederzeit rechnen. Weil pflanzliche Präparate von vielen Patienten gut akzeptiert werden, sollten man sie in den therapeutischen Überlegungen berücksichtigen.

Angststörungen sind die häufigste psychische Erkrankung bei Frauen, bei Männern belegen sie den zweiten Platz (nach den Alkoholstörungen), berichtete Professor Dr. Jens Kuhn, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Johanniter Krankenhaus Oberhausen. Bei der Angst handelt es sich um eine komplexe Emotion, die jederzeit vorkommen kann – und vielfach sinnvoll und wichtig ist. Zur Krankheit wird die Angst, wenn sie sich als unangemessen stark erweist, zu häufig und zu lange auftritt, jemand die Kontrolle darüber verliert, Angstsituationen vermeiden muss oder stark darunter leidet. Angststörungen können im Rahmen von körperlichen Erkrankungen wie einer Hyperthyreose auftreten, aber auch zusammen mit Psychosen oder Depressionen und isoliert.

Unterteilung in gerichtete und ungerichtete Furcht

Reine Angststörungen lassen sich in zwei Formen unterteilen: ungerichtete Furcht (generalisierte Angststörung und Panikstörung) und gerichtete Furcht (spezifische Phobien, Sozial- und Agoraphobie). Bei der Pathogenese der Angststörungen spielen prinzipiell drei Faktoren eine Rolle: Zum einen die Persönlichkeitsstruktur und Denkmuster – sie bedingen die individuelle Prädisposition. Dazu kommen häufig kontextuelle Faktoren wie einschneidende Lebensereignisse. Schließlich sind biologische Veränderungen, die beispielsweise die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse betreffen, von Bedeutung.

Im Zentrum der Neurobiologie der Angst steht die Amygdala. Dieses Angst-Netzwerk ist phylogenetisch sehr alt und oft stärker als unser für die Vernunft zuständiges kognitives System. Die Amygdala führt zur Aktivierung verschiedener Hirnstammzentren und ist bei Patienten mit Angststörungen möglicherweise überaktiv. Die übergeordnete Rationale für eine medikamentöse Angsttherapie zielt darauf ab, inhibitorische Neurone zu verstärken und die Nervenzell-Erregbarkeit zu stabilisieren, auch durch eine verminderte Ausschüttung exzitatorischer Substanzen.

Wirkstoffe der ersten Wahl: SSRI, SNRI und Pregabalin

Zusätzlich zur Psychotherapie stehen mehrere Substanzklassen für eine medikamentöse Behandlung zur Verfügung. Dabei sind jeweils Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen: Zu den Wirkstoffen der 1. Wahl zählt Prof. Kuhn die SSRI, SNRI und Pregabalin. Kommen sie nicht infrage, so sollten Quetiapin, trizyklische Antidepressiva oder MAO-Hemmer in Erwägung gezogen werden. (Benzodiazepine hingegen sollte man trotz rascher und effektiver Wirksamkeit eher vermeiden, da sie ein hohes Abhängigkeits-potenzial bergen.) SSRI führen oft zu Übelkeit und sexuellen Funktionsstörungen.

Als gut verträgliche Alternative kommt beispielsweise natürliches Lavendelöl infrage, das aus dem echten Lavendel (Lavandula angustifolia) gewonnen wird. Das Phytotherapeutikum stellt z.B. eine interessante Option für geriatrische oder chronisch multimorbide Patienten dar.

Lavendelöl ist eine gut verträgliche Alternative

Auch junge, vermeintlich „nebenwirkungs-sensitive“ Menschen und Personen, bei denen eine zusätzliche Sedierung nachteilig ist, können davon profitieren. Lavendelöl wirkt ähnlich wie Pregabalin auf die spannungsabhängigen präsynaptischen Kalziumkanäle. Es ist zugelassen zur Behandlung von Unruhezuständen bei ängstlicher Verstimmung. Einen weiteren Vorteil sieht Prof. Kuhn darin, dass Patienten Phytotherapeutika oft gut akzeptieren.

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Quelle: Vortrag „Angsterkrankungen“, Medical Tribune Forum CME, unterstützt von Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG

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Lavendel kann die innere Ruhe zurückbringen. Lavendel kann die innere Ruhe zurückbringen. © lily – stock.adobe.com