Cartoon Medizin und Markt

Mistel an den Tumor

Dr. Angelika Bischoff

Das Extrakt der Mistel kann die onkologische Therapie in allen Stadien ergänzen. Das Extrakt der Mistel kann die onkologische Therapie in allen Stadien ergänzen. © PhotoSG – stock.adobe.com

In der adjuvanten Krebstherapie haben Mistelextrakte schon lange einen festen Platz. Und dank ihrer komplexen zytotoxischen, immunmodulierenden und antientzündlichen Wirkung eignen sie sich für jede Phase der Erkrankung.

Die Weißbeerige Mistel (Viscum album) wird durch Vögel verbreitet, die an den Früchten naschen und dann den Samen an Bäumen hinterlassen. Die Pflanzen wachsen extrem langsam, pro Jahr bildet sich in der Blattachse nur ein Blattpaar. Die typische kugelförmige Gestalt wird erst nach Jahrzehnten sichtbar, berichtete Dr. Frank Meyer, Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren, Nürnberg.

Rudolf Steiner hat 1904 erstmals das Potenzial der Mistel als Heilpflanze gegen Krebs postuliert. Nach seinen Hinweisen wurde dann von der Züricher Ärztin Ita Wegmann 1917 das erste Mistelpräparat zur Injektion entwickelt.

Wirkung nur durch Gesamtextrakt

Hauptinhaltsstoffe der Mistel sind Mistellektine und Viscotoxine. Beide Wirkstoffe produziert die Pflanze im Jahresverlauf in unterschiedlichen Konzentrationen. Lektine induzieren die Apoptose von Krebszellen, Viscotoxine zerstören deren Zellmembran und führen damit zur Nekrose. Doch die komplexe zytotoxische, immunmodulierende und entzündungshemmende Wirkung wird nur durch den Gesamtextrakt ausgeübt, nicht durch einzelne Inhaltsstoffe, betonte Dr. Meyer.

Die Extrakte lassen sich mit Zytostatika oder zielgerichteten Tumortherapeutika, z.B. Trastuzumab, gut kombinieren und hemmen deren Wirkung nicht. In höheren Konzentrationen wirken sie sogar additiv, wie In-vitro-Studien gezeigt haben. Solche Untersuchungen laufen jetzt auch mit Checkpoint-Inhibitoren, sagte der Referent.

Weniger Neutropenien mit Phytotherapeutikum

Es gibt zahlreiche klinische Studien zum Einsatz von Mistelpräparaten darunter 33 prospektive randomisierte. Doppelblind lassen sie sich nicht durchführen, weil die Injektionen deutliche entzündliche Wirkungen und Veränderungen des Allgemeinbefindens hervorrufen. „Die Patienten merken sehr schnell, ob sie ein Placebo bekommen oder den Extrakt“, so Dr. Meyer.

Zwei randomisierte Untersuchungen stellte er beispielhaft vor. Die erste verglich die Misteltherapie additiv zur Chemo mit alleiniger Chemo bei Frauen mit frühem Mammakarzinom. Die Lebensqualität besserte sich durch die pflanzliche Beigabe signifikant und es traten weniger Neutropenien auf.

In der zweiten Studie setzte man den Extrakt bei Patienten mit austherapiertem lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Pankreaskarzinom ein. Körpergewicht und Lebensqualität nahmen durch die Behandlung zu und krankheitsbezogene Symptome besserten sich. Es zeigte sich zudem eine signifikante Verbesserung der Überlebenszeit.

Die Mistel sollte laut Dr. Meyer eine Tumortherapie in jedem Stadium begleiten, ebenso zur Rezidivprophylaxe. „Ich gebe sie sehr gerne schon bei Präkanzerosen oder erhöhtem Risiko wegen familiärer Belastung mit Krebs.“ Für alle diese Indikationen besteht auch eine Zulassung. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten regelhaft, allerdings nur in der palliativen Situation. Patienten außerhalb der Palliation können aber ebenfalls versuchen, ein grünes Rezept einzureichen.

Mistelextrakt wird 2- bis 3-mal wöchentlich tief subkutan gespritzt und langsam aufdosiert, bis sich eine leichte systemische oder lokale Reaktion entwickelt. Die dann erreichte Wirkdosis kann man konstant beibehalten. Ein anderes Konzept sind rhythmisch wechselnde Dosierungen. In der Regel handelt es sich bei der Misteltherapie von manifesten Krebserkrankungen immer um eine Langzeitbehandlung über mindestens fünf Jahre.

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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 11.05.2019 in Nürnberg, unterstützt von ISCADOR AG

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Das Extrakt der Mistel kann die onkologische Therapie in allen Stadien ergänzen. Das Extrakt der Mistel kann die onkologische Therapie in allen Stadien ergänzen. © PhotoSG – stock.adobe.com