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Cartoon Medizin und Markt
Cannabinoide und Cannabis-Zubereitungen in der Therapie anwenden

Es sind im Wesentlichen das Tetrahydrocannabinol (THC) und das Cannabidiol (CBD), die für die therapeutischen Effekte von Cannabis-Präparaten verantwortlich sind. Medikamente mit hohem THC-Anteil wirken muskelrelaxierend, appetitanregend und psychomimetisch, CBD wirkt vor allem immunmodulatorisch. In welchem Verhältnis die beiden Bestandteile zueinander stehen müssen, um für die verschiedenen Indikationen die beste Wirkung zu erzielen, wisse man nicht genau, sagte Dr. Thomas Schramm vom Schmerzzentrum Nürnberg-Schwabach. Klar sei nur, dass THC vorwiegend schmerzwirksam und CBD eher antientzündlich ist. Manche Kollegen würden argumentieren, dass CBD die Verträglichkeit von THC verbessere. Gesichert sei das jedoch nicht.
Bereits seit 1991 ist Dronabinol (Delta-9-THC) als Rezepturarzneimittel verfügbar, und zwar als ölige Lösung, Kapsel und ethanolische Lösung zum Inhalieren. Seit 1998 kann es in Deutschland auf Betäubungsmittelrezept verschrieben werden. Nach Dronabinol, so berichtete Dr. Schramm, kam mit Nabiximols ein Mundspray hinzu, das THC und CBD im Verhältnis 1:1 enthält und zur Therapie der Spastik bei Multipler Sklerose zugelassen ist. Es folgte das synthetische THC Nabilon mit Kapseln zu 1 mg, das bei Tumorpatienten gegen Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen eingesetzt wird. Ende 2017 kam ein Pflanzenvollextrakt als ölige Tropfen auf den Markt. CBD als Monosubstanz gibt es als Nahrungsergänzungsmittel.
Definierte Blütendrogen seit 2017 zugelassen
Im April 2017 wurden die Gesetze zum medizinischen Einsatz von Cannabispräparaten gelockert. Seitdem sind auch definierte Blütendrogen zugelassen. Verwendet werden sie im Ganzen, zerkleinert, granuliert für den Vaporizer und zum Rauchen. Zudem werden daraus Backwaren oder Tees zubereitet. Es gibt allerdings nur wenige Studien oder Empfehlungen zum Einsatz als Cannabisarzneimittel. Außerdem müssen Ärzte dem BfArM anonymisierte Daten zur Anwendung für eine Begleiterhebung übermitteln.
Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin hat im vergangenen Jahr eine Praxisleitlinie herausgegeben. Darin erhält die Anwendung von Cannabinoiden bei Tumorschmerz, nicht-tumorbedingten und neuropathischen chronischen Schmerzen, Schlafstörungen wegen chronischen Schmerzes und spastischen Schmerzen bei Multipler Sklerose den Empfehlungsgrad A. Mit Empfehlungsgrad B wurde der Einsatz bei Untergewicht, Appetitlosigkeit und Kachexie, Morbus Crohn mit Schmerzen und Gewichtsverlust sowie gegen Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapie belegt. Für viszerale und rheumatisch bedingte Schmerzen sowie für das Tourette-Syndrom gilt nur eine schwache Empfehlung vom Grad C.
Effektivere Opioidtherapie mit Cannabinoiden
In der Schmerztherapie lasse sich mit Cannabinoiden eine Opioidtherapie effektiver gestalten, vielleicht könnten auch Opioide eingespart werden. Allerdings bedürfe es bei chronischem Schmerz eines stabilen Wirkstoffspiegels, stellte der Referent klar. Und das könne man eigentlich nur durch regelmäßige Anwendung von Dronabinol erreichen. Mit den Blütendrogen sei dies kaum möglich.
Wenn man Cannabinoide in der Praxis einsetzen will, muss zunächst eine Cannabisanamnese erfolgen. „Es gibt Patienten, die einen vorbestehenden Konsum legalisieren wollen“, mahnte Dr. Schramm zur Aufmerksamkeit. „Darauf dürfen wir nicht hereinfallen.“ Ist dies geklärt, folgt der Antrag auf Kosten-übernahme bei der GKV.
Die Therapie mit Dronabinol beginnt man bevorzugt oral mit einmal 2,5 mg pro Tag und steigert auf zweimal 2,5 mg. Nur dann, wenn die Wirkung nicht ausreichend lange anhält, sollten drei tägliche Gaben erfolgen.
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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 11.05.2019 in Nürnberg, unterstützt von Bionorica ethics GmbH
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