Cartoon Medizin und Markt

Voller Extrakt für volle Wirkung

Maria Weiß

Cannabidiol wird als Alternative zu Opioiden bei der Behandlung von chronischen Schmerzen gehandelt. Cannabidiol wird als Alternative zu Opioiden bei der Behandlung von chronischen Schmerzen gehandelt. © Dmitriy – stock.adobe.com

Bei chronischem Schmerz wird der Opioid-einsatz zunehmend kritisch gesehen. Denn selbst hohe Dosierungen bringen oft nicht die gewünschte Linderung. Eine Alternative bieten Präparate aus medizinischem Hanf.

Die Wirkstoffe aus der Cannabispflanze können in der Therapie chronischer Schmerzen eine sinnvolle Ergänzung darstellen, erläuterte Dr. ­Konrad ­Cimander, Leiter des Kompetenzzentrums für Suchtmedizin, Infektiologie und Cannabis-Therapie in Hannover. Im Wesentlichen sind es drei Komponenten des Medizinalhanfs, die zur positiven Wirkung beim Schmerzpatienten beitragen, erklärte er. 

Entzündungshemmende Effekte von Cannabidiol

Das wohl bekannteste Cannabinoid ist das analgetisch wirkende Tetrahydrocannabinol (THC). Cannabidiol (CBD) vermindert ebenfalls den Schmerz, darüber hinaus hat es entzündungshemmende Effekte. Die Terpene ­Myrcen und Beta-Caryophyllen lindern Begleiterscheinungen des Schmerzes wie Durchschlafstörungen und Depressionen.

Inzwischen belegen zahlreiche Studien Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabinoiden bei neuropathischen und nozizeptiven Schmerzen. Auch bei einer Patientenumfrage mit mehr als 2700 Teilnehmern haben die Arzneimittel aus dem Medizinalhanf im Vergleich zu Opioiden besser abgeschnitten, berichtete der Referent.

Cannabis-Vollextrakte mit deutlichen Vorteilen

In den DGS*-Praxisleitlinien wird medizinisches Cannabis bei verschiedenen Schmerzbildern mit dem höchsten Empfehlungsgrad bewertet, etwa zur Therapie bei chronischem und neuropathischem Schmerz, bei Tumor- und nicht-tumorbedingten Schmerzen sowie bei schmerzhafter Spastik infolge Multipler Sklerose.

Gegenüber den Hanfblüten oder Präparaten, die reines THC oder CBD enthalten, bieten Cannabis-Vollextrakte deutliche Vorteile bei der Anwendung, erklärte Dr. ­Cimander. Beim Rauchen der Blüten nutzt man zwar das volle Wirkspektrum der Pflanze, nimmt aber auch schädliche Substanzen auf, deshalb gilt dies als medizinisch obsolet. Beim Verdampfen und Inhalieren ist die Anflutung der Wirkstoffe schnell und hoch, die Effekte halten jedoch nur kurz an. 

Das macht die exakte Dosierung der Blüten eher schwierig, so der Experte. Bei der Verwendung von THC- und CBD-Reinsubstanzen hat man zwar wie beim Vollextrakt einen verzögerten Wirkeintritt mit langer Wirkdauer und die leichte Dosierbarkeit, verzichtet aber auf die positiven Effekte der Terpene. 

Bei Ersteinstellung der Patienten auf den Vollextrakt sollte die Dosierung langsam und schrittweise erhöht werden, bis das gewünschte therapeutische Ziel bei gleichzeitig guter Verträglichkeit erreicht ist. In der Regel nimmt man die Tropfen morgens und abends ein. Die Vollextrakte, die in Deutschland zur Verfügung stehen, unterscheiden sich im THC-, CBD- und Terpengehalt. Die häufigsten psychischen unerwünschten Effekte sind Müdigkeit, Schwindel, Benommenheit und Desorientierung sowie kognitive Beeinträchtigungen. Körperliche Nebenwirkungen können gerötete Augen, Appetitsteigerung, Mundtrockenheit, Herzrasen sowie Schwankungen von Puls und Blutdruck sein. 

Als Kontraindikationen nannte der Experte neben Allergien und Überempfindlichkeiten gegen die Inhaltsstoffe, Schizophrenien und Psychosen sowie eine aktuell positive Sucht­anamnese in Bezug auf Drogen, Medikamente und Alkohol. 

Auch Personen unter 18 Jahren, Schwangere und Stillende sowie Frauen mit aktuellem Kinderwunsch sollten von der Behandlung ausgenommen werden. Bei erstmaliger Verordnung der seit 2017 erstattungsfähigen medizinischen Cannabispräparate muss auf einem entsprechenden Vordruck ein Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse gestellt werden.

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* Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin

Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 12.12.2020 in Berlin, unterstützt von Vertanical GmbH

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Cannabidiol wird als Alternative zu Opioiden bei der Behandlung von chronischen Schmerzen gehandelt. Cannabidiol wird als Alternative zu Opioiden bei der Behandlung von chronischen Schmerzen gehandelt. © Dmitriy – stock.adobe.com