
Cartoon Fortbildung
Die Angst stören

Angst wird dann pathologisch, wenn sie losgelöst von realen Bedrohungsszenarien, bei harmlosen Stimuli oder in unpassend starker Form auftritt, erklärte Privatdozent Dr. Arnim Quante von der Friedrich von Bodelschwingh-Klinik in Berlin. Angsterkrankungen sind weit verbreitet: Die Zwölf-Monats-Prävalenz liegt bei 16 % der Bevölkerung, wobei Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Männer.
Spezifische Phobie führt zu Vermeidungsverhalten
Die spezifische Phobie ist der Spitzenreiter unter den Angststörungen. Die unangemessene, exzessive Furcht vor bestimmten Dingen oder Situationen führt meist zu einem ausgeprägten Vermeidungsverhalten. Am weitesten verbreitet ist die Angst vor dem Sprechen in der Öffentlichkeit, gefolgt von Tierphobien und Höhenangst.
Eine besonders komplexe Phobie ist die Agoraphobie, bei der als gefährlich eingestufte Situationen und Orte wie Menschenmengen, öffentliche Plätze oder im Extremfall auch das Verlassen des Hauses vermieden werden. Höhenangst und Klaustrophobie sind ihre häufigen Begleiter.
Bei der Panikstörung fehlt in der Regel der spezifische Auslöser und die extreme Angst mit körperlichen Symptomen kommt „aus heiterem Himmel“. Die Attacke hält Minuten bis Stunden an. Die Erkrankung kann leicht chronifizieren, wobei die „Angst vor der Angst“ an Bedeutung gewinnt.
Bei der generalisierten Angststörung leiden die Patienten über mindestens sechs Monate – nach DSM 5 – unter ausgeprägten, eher allgemeinen und vielfältigen Sorgen, die verschiedenartige Bereiche wie Familie, soziale Beziehungen, Arbeit, Gesundheit oder ihre finanzielle Lage betreffen können. Typisch sind ein chronisch erhöhtes Angstniveau mit großer Anspannung und Hypervigilanz, wodurch die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt ist. In subsyndromaler Form findet man diese Störung bei bis zu 12 % der Bevölkerung.
Bei Phobien, der Panikstörung sowie der generalisierten Angststörung hat sich vor allem eine Verhaltenstherapie mit Exposition und „korrektiven Lernerfahrungen“ bewährt, wie der Referent beschrieb. In 80 % der Fälle führt dieses Extinktionslernen zum Erfolg.
Eine (begleitende) Pharmakotherapie ist vor allem bei ausgeprägtem Panikerleben, starker Erwartungsangst und depressiver Begleitsymptomatik indiziert, ggf. auch bei fehlenden Therapieplätzen. Benzodiazepine sind bei Angststörungen zwar sehr wirksam, sollten wegen der großen Suchtgefahr aber nur in Notsituationen zum Einsatz kommen, z.B. in der Notaufnahme.
Zulassungsstatus der Substanzen beachten
Zugelassen zur Behandlung von Angststörungen sind selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer und bei generalisierten Angststörungen Pregabalin, wobei der genaue Zulassungsstatus der einzelnen Substanzen zu beachten ist.
Limitierend sind Nebenwirkungen wie Reizbarkeit und sexuelle Funktionsstörungen. Aber auch eine vermehrte Thrombozytenhemmung, Osteoporose und vor allem bei Älteren eine Hyponatriämie müssen als mögliche Komplikationen im Auge behalten werden.
Vor allem bei subsyndromalen Angststörungen mit ängstlicher Unruhe, Anspannung, Schlafstörungen oder Ängstlichkeit bei komorbider Depression könne Dr. Quante zufolge ein Präparat mit Lavendelöl eine gute Alternative sein. Das Phytotherapeutikum habe sich in Studien gegenüber Placebo als überlegen gezeigt und als ähnlich wirksam wie Lorazepam (0,5 mg/Tag) und Paroxetin (20 mg/Tag) erwiesen.
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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 18.01.2020 in Berlin, unterstützt von Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG
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