Aortitis: Bei Atemnot und Brustschmerz nicht nur Herz und Lunge prüfen

Dr. Elke Ruchalla

Die Wand der rechten A. axillaris ist zirkulär langstreckig verdickt (echoarm). Das Resultat: eine filiforme Stenose (links). Zwei Jahre nach Behandlungsende ist die A. axillaris noch immer frei (rechts). Die Wand der rechten A. axillaris ist zirkulär langstreckig verdickt (echoarm). Das Resultat: eine filiforme Stenose (links). Zwei Jahre nach Behandlungsende ist die A. axillaris noch immer frei (rechts). © von Elling A, Ahmadi-Simab K. Hamburger Ärzteblatt 2019; 30-31 © Hamburger Ärzteverlag, Hamburg

Eine 72-Jährige klagt über Dyspnoe und Throraxschmerz: Herzinfarkt-Alarm! Dabei werden die Symptome durch etwas ganz anderes verursacht.

Als die Patientin ins Medizinicum Hamburg kommt, ist sie bereits ein Notfall. Sie berichtet über eine Dyspnoe, die sich zuletzt verschlimmert hatte, Brustschmerzen und „Druck im Kopf“. Mehrere Fachärzte hätten bisher keine Erklärung für die Beschwerden gefunden. Der hohe Blutdruck, der mit Valsartan und Metoprolol behandelt worden war, müsse sich wohl gebessert haben, nimmt die Kranke an: Ihre Ärzte hätten die Medikamente in der letzten Zeit zunächst reduziert und dann komplett abgesetzt.

Die Internisten Dr. Angela von Elling und Dr. Keihan Ahmadi-Simab schauen sich die Frau noch einmal ganz genau an und löchern sie mit detaillierten Fragen. Es stellt sich heraus, dass in beiden Armen, vor allem aber rechts, eine Schwäche besteht, die schon Zähneputzen problematisch und schmerzhaft macht. Alltagsaufgaben bekommt sie nur noch mühsam in den Griff. Ganz spezifisch erkundigen sich die Ärzte nach schläfenbetonten Kopfschmerzen, Schmerzen in der Zunge oder beim Kauen und Sehstörungen, auch nur vorübergehenden: alles negativ. Dagegen besteht eine B-Symptomatik mit Nachtschweiß, Schwindel und Appetitlosigkeit.

Bei der Untersuchung finden die Spezialisten eine beschleunigte Atmung und im EKG nur eine grenzwertige Tachykardie, im Labor sind Entzündungsparameter unspezifisch erhöht. Die neurologische Untersuchung bleibt unauffällig. Mit Stethoskop und Blutdruckmanschette hingegen stoßen die Ärzte auf ganz erstaunliche Ergebnisse:

  • Am rechten Arm ist kein Blutdruck messbar, A. radialis und A. ulnaris lassen sich nicht sicher lokalisieren, die Hand fühlt sich kühl an.
  • Der Blutdruck am linken Arm beträgt nach mehreren Messversuchen 160/80 mmHg, die A. radialis ist schwach tastbar.
  • Über beiden Aa. axillares lässt sich ein hochfrequentes Strömungsgeräusch auskultieren, rechts stärker als links.
  • Die Pulse in der Leiste sind kräftig und trotz schwacher Fußpulse sind beide Füße warm.

Die beiden Fachleute sind sich beinahe sicher: Die Frau zeigt Symptome einer Aortitis. Eine Duplexsonographie bestätigt den Verdacht auf ein entzündliches Aortenbogensyndrom. Allerdings ist die A. temporalis unauffällig.

Unter der Diagnose „Riesenzellarteriitis der Aorta mit beidseitigen Stenosen der A. axillares und unter Einbezug der A. vertebralis (li.)“ erhält die Patientin hoch dosiert Steroide und sechs Boli Cyclophosphamid. Außerdem wird ihr – weiter vorhandener und nun entgleister – Hypertonus wieder eingestellt.

Nach fünf Monaten befindet sie sich unter reduzierter Steroiddosis in Remission; um diese zu erhalten, setzen die Ärzte Methotrexat an und überweisen die Dame zur Ballon­dilatation der Axillarisstenosen. Nach zwei Jahren setzen die Internisten die Steroide und nach weiteren sechs Monaten auch das Methotrexat ab. Die Patientin ist mittlerweile seit zwei Jahren ohne Therapie beschwerdefrei.

Quelle Text und Abb.: von Elling A, Ahmadi-Simab K. Hamburger Ärzteblatt 2019; 30-31 © Hamburger Ärzteverlag, Hamburg

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Die Wand der rechten A. axillaris ist zirkulär langstreckig verdickt (echoarm). Das Resultat: eine filiforme Stenose (links). Zwei Jahre nach Behandlungsende ist die A. axillaris noch immer frei (rechts). Die Wand der rechten A. axillaris ist zirkulär langstreckig verdickt (echoarm). Das Resultat: eine filiforme Stenose (links). Zwei Jahre nach Behandlungsende ist die A. axillaris noch immer frei (rechts). © von Elling A, Ahmadi-Simab K. Hamburger Ärzteblatt 2019; 30-31 © Hamburger Ärzteverlag, Hamburg