
Basispflege und gezielte Therapien besänftigen gereizte Haut

Exazerbationen vermeiden und Läsionen rasch zum Abheilen bringen – das ist das Ziel bei der Therapie von atopischer Dermatitis. Bei leichter Erkrankung reicht die topische Behandlung aus, Patienten mit mittelschwerem bis schwerem Verlauf benötigen eine systemische Therapie, erklärt Prof. Dr. Dietrich Abeck vom Hautzentrum Nymphenburg in München. Als wichtige therapeutische Angriffspunkte nennt er:
- eine gestörte Hautbarriere mit erhöhtem Wasserverlust
- Vorherrschen von Staphylococcus aureus im Mikrobiom
- Typ-2-dominante Reaktionen mit immunologischen Veränderungen
Von zentraler Bedeutung ist die dauerhaft durchgeführte und individuell angepasste Basistherapie. Sie vermag die Hauttrockenheit bei atopischer Dermatitis wirksam zu lindern, verringert die Gefahr von Rezidiven und scheint Einfluss auf die gestörte Bakterienflora zu nehmen, beschreibt Prof. Abeck.
Für die Wiederherstellung der Hautbarriere sollten Externa eingesetzt werden, die die drei Stratum-corneum-Lipidklassen
- Cholesterol,
- freie Fettsäuren,
- Ceramide
enthalten. Der Autor verweist in diesem Zusammenhang auf eine Doppelblindstudie, in der ein ceramidhaltiges Basistherapeutikum signifikant besser abschnitt als Unguentum leniens. Inzwischen gibt es Präparate, die hinsichtlich der Hautlipide optimal zusammengesetzt sind, aber ohne kritische Inhaltsstoffe wie Mineralöle, Parabene, Polyethylenglykol oder Mikroplastik auskommen.
Gib Staphylokokken keine Chance!
Angebrochene Basistherapeutika sind eine potenzielle extrakutane Infektionsquelle der Haut mit Staphylococcus aureus. Angebrochene Behälter sollten deshalb im Kühlschrank aufgehoben werden. Ein Pumpenspender statt offener Tiegel verhindert den direkten Kontakt mit den Händen.
Zur antientzündlichen Lokalbehandlung eignen sich Glukokortikoide und Calcineurininhibitoren. Substanzen erster Wahl für alle Körperregionen außer Gesicht, Genitalbereich und Hautfalten sind topische Steroide. Sie sollten bis zum vollständigen Abheilen und bis zum Abklingen des Juckreizes einmal täglich aufgetragen und dann ausgeschlichen werden. Die breite galenische Vielfalt der Präparate ermöglicht eine passgenaue Applikation je nach Körperregion.
Die topischen Calcineurininhibitoren Pimecrolimus und Tacrolimus lösen keine Hautatrophie aus. Sie eignen sich deshalb zur Erstlinientherapie in steroidsensiblen Bereichen wie Gesicht, Genitalbereich und Hautfalten. Anders als die Glukokortikoide werden sie zweimal täglich aufgetragen. Bei schwerem Verlauf können die Calcineurinhemmer mit topischen Kortikoiden kombiniert werden, wobei die Gabe an unterschiedlichen Tagen erfolgt.
Eine Behandlung mit lokal wirksamen Antibiotika oder Antiseptika zusätzlich zum Basistherapeutikum wird ohne klinische Zeichen einer Superinfektion nicht empfohlen. Bei entsprechenden Symptomen ist die Kombination eines topischen Antiseptikums mit einem Kortikoid oder Calcineurininhibitor aber sinnvoll.
Die modernen nicht-sedierenden Antihistaminika vermögen den ekzembedingten Juckreiz nicht zu lindern. Sedierende Vertreter wie Dimetindenmaleat, Clemastinfumarat, Doxylamin und Hydroxyzin können bei Exazerbationen unterstützend über einen Zeitraum von etwa zwei Wochen eingesetzt werden. Topische Antihistaminika verringern den Juckreiz nicht.
Wichtig für den Behandlungserfolg bei Neurodermitis ist, Provokationsfaktoren (s. Kasten) auszuschalten. Eine spezifische Immuntherapie gegen Hausstaubmilben, Birken- oder Gräserpollen kommt in Betracht, wenn die Allergenexposition den Hautbefund verschlechtert.
Nur nicht provozieren lassen
Wichtiger Baustein beim Umgang mit atopischer Dermatitis ist es, Provokationsfaktoren zu identifizieren und auszuschalten.
- allgemeine Faktoren: Kleidung aus Wolle oder Polyester, heißes Wetter und verstärktes Schwitzen, hoher Härtegrad des Leitungswassers, psychischer Stress
- individuell: Typ-1-Allergene (Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Nahrungsmittel), Pseudoallergie auf Zusatzstoffe, Herpes simplex, Malassezia-Spezies
Patienten, die auf topische Therapeutika nicht ausreichend ansprechen, sollten systemisch behandelt werden. Orale Steroide können den Hautbefund zwar rasch bessern, bergen aber ein hohes Risiko für Rebound-Effekte. Aufgrund der Nebenwirkungen bei Langzeitanwendung sollte ihr Einsatz im Kindesalter nur in Ausnahmen erfolgen und auf eine, höchstens zwei Wochen beschränkt werden. Prof. Abeck rät, bei Kindern die Dosis von 0,5 mg/kgKG Prednisolonäquivalent nicht zu überschreiten.
Ciclosporin ist für Jugendliche ab dem 16. Lebensjahr zugelassen. Aufgrund der Gefahr schwerer Nebenwirkungen wird der Einsatz nur in Form einer kurzzeitigen Intervalltherapie über vier bis sechs Monate empfohlen. Die Kombination des Immunsuppressivums mit topischen Glukokortikoiden ist möglich.
Mit Einführung des Biologikums Dupilumab war es erstmals möglich, auch Patienten mit schwerem Verlauf wirksam zu behandeln. Der alle 14 Tage subkutan gespritzte Antikörper hemmt die Signalwege der Interleukine IL-4 und IL-13. Beide Zytokine beeinflussen wichtige Pathomechanismen der atopischen Dermatitis.
Dupilumab ist im Allgemeinen gut verträglich. Die laut Prof. Abeck einzige nennenswerte Nebenwirkung ist Konjunktivitis, die auch schwer verlaufen kann. Zugelassen ist Dupilumab für Kinder ab sechs Jahren. Erste Daten belegen die sehr gute Wirksamkeit und Sicherheit auch bei jüngeren Kindern.
Als weitere Option steht inzwischen die Therapie mit einem Januskinase-Inhibitor zur Verfügung. Als erster Vertreter dieser Substanzklasse wurde Upadacitinib zur Behandlung von Patienten mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis ab dem Alter von zwölf Jahren zugelassen. Gegenüber Dupilumab bietet Upadacitinib den Vorteil der oralen Anwendung, hat aber ein erhöhtes Nebenwirkungspotenzial und birgt das Risiko schwerer und opportunistischer Infektionen, einschließlich Tuberkulose und Herpes zoster.
Dupilumab und Upadacitinib können ohne vorherigen Einsatz von Ciclosporin verordnet werden. Sie werden nach Prof. Abecks Einschätzung das Immunsuppressivum als initiales Therapeutikum in der systemischen Behandlung ablösen.
Quelle: Abeck D. Akt Dermatol. 2022; 48: 218-230; DOI: 10.1055/a-1664-5400
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).