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Vielfalt statt Qual der Wahl
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Je besser man die atopische Dermatitis auf zellulärer Ebene zu verstehen lernt, desto mehr Ansatzpunkte ergeben sich für neue Therapien mit Biologika und Small Molecules. „Es gibt Zytokine, die ganz besonders assoziiert sind zu der Entzündung beim atopischen Ekzem“, erklärt Prof. Dr. Tilo Biedermann von der Hautklinik Campus Biederstein, Ludwig-Maximilians-Universität München. Dazu gehören z.B. Il-13, IL-4 und das „Juckreizzytokin“ IL-31. „Die kann man blockieren und dann passiert in der Zelle sozusagen nichts Weiteres.“
Ziel der Therapeutika sind entweder die Zytokine selbst oder ihre Rezeptoren, was dem Wirkmechanismus der AD-Biologika entspricht, oder die Signalweitergabe von den Interleukin-Rezeptoren innerhalb der Zelle – der Ansatzpunkt der JAK-Inhibitoren. Insbesondere Letztere haben dadurch den deutlichen Vorteil, dass ein blockiertes Molekül gleich mehrere Signalwege unterbrechen kann. „Aber es kann auch ein Nachteil sein, weil man Wirkungen erzielt, die man vielleicht gar nicht unbedingt erzielen möchte“, gibt Prof. Biedermann zu bedenken. „Haben wir jetzt eine ‚Qual der Wahl‘ oder ist es eine Chance? Was bedeutet das für die Umsetzung? Können wir uns das leisten? Dürfen wir alles (einsetzen)?“
Eignungskriterien einfacher definiert als bei Psoriasis
„Es sind zugelassene Medikamente“, betonte sein Kollege Dr. Ralph von Kiedrowski. Eigentlich sei die Therapie nichts Besonderes, sondern mittlerweile Standard. „Wir sind ein immunologisches Fach, die Haut ist ein immunologisches Organ und das gehört entsprechend behandelt“, lautete das Statement des niedergelassenen Dermatologen aus Selters.
Bei atopischer Dermatitis sei eine solche Therapie sogar fast einfacher als bei Psoriasis, dank der Einstiegskriterien aus der Checkliste, die es mittlerweile auch in die Leitlinie geschafft hat. Unter Punkt 2 „Klinische Eignungskriterien für eine Systemtherapie“ muss jeweils einem der Kriterien zu Schweregrad, subjektiver Belastung und fehlendem lokalen Ansprechen zugestimmt werden können. „Damit haben Sie Indikationsstellung und Dokumentation“, so Dr. von Kiedrowski. Es fehlen dann noch Nebenwirkungs- und Labormanagement und die Dokumentation der Therapieziele (z.B. über den Atopic Dermatitis Control Test oder NETT). So kann das Ansprechen im Verlauf einer Behandlung festgehalten werden und damit sowohl Wirkung bzw. Rechtfertigung der Verordnung.
Versorgung wird verträglicher
Indikation Systemtherapie
Vorsicht, JAK-Inhibitoren erhöhen das Infektionsrisiko!
Neigt der Patient dagegen zu Infektionen, sollte die Wahl lieber auf ein Biologikum fallen, da eine JAK-Inhibition das Infektionsrisiko generell erhöht. Auch bei pädiatrischen AD-Patienten scheint genaues Abwägen empfehlenswert, da die Erfahrung hinsichtlich der JAK-Inhibitoren in diesem Alter bisher noch relativ gering ist.Kongressbericht: Dermatologie kompakt & praxisnah
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