Gezielt attackieren oder breit angreifen

Dr. Anja Braunwarth

Mittlerweile kann auch bei der Neurodermitis zielgerichteter vorgegangen werden. Mittlerweile kann auch bei der Neurodermitis zielgerichteter vorgegangen werden. © Ksenia Kirillovykh – stock.adobe.com

Lange gab es gegen die atopische Dermatitis nur Topika oder Immunsuppressiva. Mit Dupilumab kam der Durchbruch von Seiten der Biologika, jetzt folgen Schlag auf Schlag immer mehr zielgerichtete Medikamente.

Was bei der Psoriasis schon lange gang und gäbe ist, passiert nun auch bei der atopischen Dermatitis (AD): Zielgerichtete Therapeutika stürmen das Feld. Der Interleukin(IL)-4/13-Hemmer Dupilumab machte den Anfang, inzwischen hat der IL-13-Antikörper Tralokinumab ebenfalls die Zulassung und weitere IL-13-Antagonisten stehen in den Startlöchern. 

Die beiden wirken sehr gut, allerdings brauchen viele Patienten weiterhin Topika. „Richtig überzeugend ist ein Präparat bei der AD, wenn es als Monotherapie ausreicht“, meinte Prof. Dr. Dr. Thomas Bieber, Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Bonn. Das schafft z.B. Dupilumab bei etwa 25–30 % der Patienten. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählt die Konjunktivitis, die in Real-Word-Studien zu Dupilumab z.B. 10 –62 % der Teilnehmer betraf. 

Der noch nicht zugelassene IL-31-Antikörper Nemolizumab wirkt in erster Linie gegen den Juckreiz, nicht gegen die Entzündung. Prof. Bieber sieht ihn eher als Waffe gegen die Prurigo nodularis als gegen die Neurodermitis.

Eingriff in das Immunsystem bleibt nicht immer folgenlos

Mit all diesen Biologika steuert man jeweils nur bestimmte Wege der Immunreaktion an, breiter angreifen lässt sich mit Small Molecules. Für die AD zugelassen sind die Januskinase(JAK)-Inhibitoren Baricitinib, Upadacitinib und Abrocitinib, weitere systemisch und topisch wirksame befinden sich in der Pipeline. Die JAK-Inhibitoren wirken extrem gut und praktisch sofort. „Die Patienten rufen Sie nach zwei bis drei Tagen an und erzählen Ihnen, dass alle Neurodermitiszeichen praktisch weg sind und nichts mehr juckt“, berichtete der Dermatologe. 

Der umfassende Eingriff in das Immunsystem hat aber seinen Preis. Schwere Infektionen, Akne und das Ekzema herpeticatum zählen zu den möglichen schweren Nebenwirkungen. Im direkten Vergleich gilt Baricitinib als weniger effektiv, aber dafür als etwas sicherer. „Auf kurze Sicht führen die JAK-Inhibitoren sicher vor den Biologika, aber langfristig betrachtet dürften sich die Vorzüge relativieren“, so Prof. Bieber. 
Ein ganz neuer Ansatz zeigte in einer Phase 2a-Studie vielversprechende Ergebnisse: der Antikörper Amlitelimab. Er richtet sich gegen den OX40-Liganden, einen wichtigen Immunsystemregulator, der auf antigenpräsentierenden Zellen sitzt. „Damit könnten wir ganz früh ins immunologische Geschehen eingreifen“, erläuterte der Kollege. Die Substanz befindet sich in der klinischen Prüfung.

Quelle: Allergologie im Kloster 2022

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Mittlerweile kann auch bei der Neurodermitis zielgerichteter vorgegangen werden. Mittlerweile kann auch bei der Neurodermitis zielgerichteter vorgegangen werden. © Ksenia Kirillovykh – stock.adobe.com