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Bei der Verschreibung von Metamizol ist einiges zu beachten

Lange Zeit war Metamizol rezeptfrei erhältlich. Dann wurde 1987 die Zulassung zurückgezogen, in erster Linie wegen des Risikos einer Agranulozytose. Ein Jahr später erfolgte die Wiederzulassung unter Auflagen. Seitdem sind die Verordnungszahlen kontinuierlich gestiegen. Besonders prä- und postoperativ, in der Palliativmedizin und in Pflegeheimen wird Metamizol viel eingesetzt.
Beim Langzeitgebrauch von Metamizol droht eine Toleranzentwicklung. Dem lässt sich mit der gleichzeitigen Gabe von Morphin begegnen, erläutert Dr. Heinrich Binsfeld, Schmerztherapeut aus Drensteinfurt. Unter der Kombination schwäche sich die Toleranzentwicklung gegenüber beiden Substanzen ab, die analgetischen Effekte würden sich hingegen im Vergleich zur jeweiligen Monotherapie potenzieren.
Schwere Leberschäden auch Monate später möglich
Eine sehr seltene Nebenwirkung ist die Agranulozytose, die sich mit Heiserkeit, Angina, Rachenulzera und Fieber bemerkbar macht. Mit steigenden Verordnungszahlen kam es auch zu mehr Zwischenfällen dieser Art, mitunter mit tödlichem Ausgang. Zu schweren Leberschäden unter Metamizol wurde im Jahr 2019 eine größere Fallserie publiziert. Diese Erkrankung kann noch Monate nach Beginn der Behandlung auftreten, wobei das Risiko unter Metamizol höher ist als unter Paracetamol. Die Patienten müssen über die Komplikationen aufgeklärt und entsprechend überwacht werden, erinnert Dr. Binsfeld in diesem Zusammenhang. Während der Therapie sollte regelmäßig ein Differenzialblutbild angefertigt werden.
Ebenfalls sehr selten sind hämatopoetische Störungen wie Thrombozytopenie, aplastische Anämie und Panzytopenie, ebenso das analgetikainduzierte Asthmaoder das Stevens-Johnson-Syndrom. Auch zu einer toxischen epidermalen Nekrolyse sowie einer akuten Verschlechterung der Nierenfunktion kann es in wenigen Fällen kommen.
Gelegentlich auftretende Nebenwirkungen sind hypotensive Reaktionen vor allem bei parenteraler Anwendung, fixe Arzneimittelexantheme und eine harmlose Rotfärbung des Urins. Es gelten die folgenden Kontraindikationen:
- Überempfindlichkeit gegenüber Pyrazolonen
- gestörte Knochenmarksfunktion
- hepatische Porphyrie
- Glukose-6-Phospat-Dehydrogenasemangel (Hämolysegefahr!)
Auch bei Säuglingen unter drei Monaten und bei Kindern mit einem Körpergewicht unter 5 kg darf Metamizol nicht angewandt werden. Trotz des Nebenwirkungsprofils ist die Mortalität unter Metamizol mit 25 Todesfällen pro 100 Mio. Anwendern deutlich geringer als unter ASS (185/100 Mio.) oder Paracetamol (230/100 Mio.). Das Nutzen-Risiko-Verhältnis ist bei korrektem Einsatz trotz der Risiken unter dem Strich als positiv zu bewerten, schreibt Dr. Binsfeld.
Indiziert ist Metamizol bei starken Schmerzen, anderweitig nicht zu senkendem Fieber, bei Tumorschmerzen und Koliken. Bei Anzeichen einer Agranulozytose oder schwerer Leberschäden muss das Medikament sofort abgesetzt werden. Bestätigt sich der Verdacht, darf die Substanz künftig nicht mehr angewandt werden. Der parenterale Einsatz darf nur bei kreislaufstabilen Patienten erfolgen, bei denen eine orale oder rektale Gabe nicht möglich ist. Wegen des Risikos für hypotensive Reaktionen soll Metamizol dann in Kochsalzlösung verdünnt nur langsam gegeben werden.
Quelle: Binsfeld H. Schmerzmedizin 2024; 40: 38-39; DOI: 10.1007/s00940-024-4700-0
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