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So lässt sich Metamizol sicher verordnen

Agranulozytosen können unter Metamizoleinnahme zu jedem Zeitpunkt auftreten und sie sind nicht dosisabhängig, warnte Privatdozent Dr. Stefan Wirz vom Team Anästhesie am Cura Krankenhaus Bad Honnef. Entscheidend ist, dass Patient und Arzt die Warnzeichen kennen und wissen, was zu tun ist.
Die typische Symptomtrias aus Fieber, Halsschmerzen und entzündlichen Schleimhautläsionen lässt die Alarmglocken schrillen. Dann ist rasches Handeln gefordert, sonst drohen ausgedehnte Entzündungen, Gewebeschäden und Sepsis bis hin zum Tod.
„Ich mache bei jedem Patienten, dem ich Metamizol verordne, eine Risikoaufklärung und eine Sicherungsaufklärung“, so Dr. Wirz. Inhalt: Wenn etwas eintritt, das sich anfühlt wie ein grippaler Infekt, vielleicht noch mit Läsionen der Mundschleimhaut – Metamizol sicherheitshalber absetzen, rasch zum Arzt gehen und ein Blutbild machen lassen. Unter laufender Therapie ständig das Blutbild zu kontrollieren, macht Sinn, gibt aber keine Garantie. „Eine Stunde nach dem Blutbild, das noch in Ordnung ist, kann die Agranulozytose auftreten“, betonte Dr. Wirz. Der einzige verlässliche Parameter ist die Klinik.
Bei Tumorschmerz geben, aber nicht undifferenziert
Ein Problem sieht der Kollege darin, dass es keinerlei Daten zum Einsatz des Analgetikums während laufender Chemotherapien gibt. Sein onkologisches Auditorium votierte trotzdem mit überwältigender Mehrheit, es auch in dieser Situation einsetzen zu wollen. „Ich würde mich das nicht trauen, aber die Patienten sind bei Ihnen natürlich unter sehr engmaschiger klinischer und labortechnischer Kontrolle“, räumte er ein.
Die Statistik gibt den Kollegen recht: Todesfälle aufgrund von Agranulozytose, aplastischer Anämie oder Anaphylaxie kommen unter ASS zirka sechsmal so häufig vor, unter Diclofenac elfmal so häufig. Nur Paracetamol schneidet besser ab als Metamizol. Nicht zu vergessen, dass es viele weitere Medikamente gibt, die Agranulozytosen auslösen können. Doch die stehen deshalb nicht in der Diskussion. Die Rede ist von Antikonvulsiva, Neuroleptika, Antibiotika u.a. „Es gibt da eine monomane Sichtweise auf Metamizol“, kritisierte Dr. Wirz.
Metamizol gegen Tumorschmerzen ist ein schwieriges Thema. Es gibt nur vier Studien dazu, alle „schlecht gemacht“, so der Anästhesist. In der Summe zeigen sie einen opioidsparenden Effekt und eine bessere Verträglichkeit der Substanz im Vergleich zu NSAR oder Coxiben. Nichts aufregend Neues also und nichts Tumortherapiespezifisches. Metamizol ja, lautet Dr. Wirz’ Schlussfolgerung, aber: „Man sollte es nicht undifferenziert geben.“
Tumorschmerz ist eine klare Indikation, aber häufig wird das Analgetikum eben auch außerhalb der Zulasssung verordnet. Jeder vierte Agranulozytosefall, den die Arzneimittelkommission gemeldet bekam, war auf eine Off-Label-Verordnung zurückzuführen. Das heißt nicht, dass sie per se das Risiko erhöhen – außer für den verordnenden Kollegen, ein forensisches Problem zu bekommen.
Kongressbericht: 34. Deutscher Krebskongress
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