Bei Dyspareunie immer auch nach psychosexuellen Problemen fragen

Dr. Barbara Kreutzkamp

Vor allem durch Kontraktion der umgebenden Skelettmuskulatur, kommt es zu einer Einengung. Vor allem durch Kontraktion der umgebenden Skelettmuskulatur, kommt es zu einer Einengung. © wikimedia/Sci-img

Eine Dyspareunie lässt sich häufig mit Gleitcreme oder topischem Östrogen akut beheben. Doch ohne ein offenes Gespräch über mögliche psychosexuelle Probleme sollte keine Patientin die Praxis verlassen, fordern Gynäkologen.

Mit einer geschätzten Inzidenz von 7,5 % der sexuell aktiven Frauen ist die Dyspareunie ein häufiges, wenngleich bisher eher wenig verstandenes Symptom, schreiben Nikki Lee und Kollegen vom St. Thomas’ Hospital in London. Als Auslöser kommen physische und psychosexuelle Probleme infrage. Doch nur selten lassen sich beide Bereiche sauber voneinander trennen, sodass sich eher eine ganzheitliche und auf den Einzelfall zugeschnittene Herangehensweise empfiehlt.

Probleme ergeben sich allerdings bereits bei der Adressierung der Symptome. Einige Frauen sprechen zwar den Sexualschmerz offen an, bei einigen verbirgt er sich jedoch zunächst z.B. hinter verpassten Terminen zur Krebsvorsorge oder Unzufriedenheit mit kontrazeptiven Maßnahmen. Hier sollten Sie mit offenen, nicht wertenden Fragen vorsichtig nachhaken – auch wenn ein solches Gespräch nicht immer leichtfällt.

Wichtig für das weitere Vorgehen ist die Frage nach dem zeitlichen Auftreten der Schmerzen. Ein plötzlicher Beginn spricht eher für einen psychosexuellen Hintergrund, sich langsam verstärkende Beschwerden weisen eher auf physische Ursachen hin.

Regelmäßige perineale Massage mit Öl kann helfen

Gynäkologische Befunde und Fragen zu möglichen Partnerschaftsproblemen liefern weitere Informationen zur Ätiologie. Die körperliche Untersuchung wird sich beim Hausarzt meist auf die abdominelle Palpation zum Ausschluss von raumfordernden Prozessen im Beckenbereich beschränken. Bei Verdacht auf körperliche Ursachen (s. Kasten) empfiehlt sich die Überweisung zum Frauenarzt.

Mögliche körperliche Ursachen

Oberflächlicher Schmerz
  • Reproduktives Alter: Herpes simplex oder rezidivierende Infektionen mit Candida, irritative oder allergische Dermatitis der Vulva, Vaginismus, Bartholin-Zyste oder -Abszess
  • Peri- oder postreproduktives Alter: Vaginalatrophie, Vaginismus, Dermatosen der Vulva (z.B. Lichen sclerosus), Dermatitiden der Vulva (z.B. irritativ auch im Rahmen einer Harninkontinenz)
  • Seltener: iatrogen (z.B. perineale und genitale Traumen), Neuropathien, Neoplasien der Vagina oder Vulva
Tiefer Schmerz
  • Endometriose, raumfordernde Prozesse im Beckenbereich, Beckenboden-Dysfunktionen, chronisch entzündliche Darmerkrankung, Reizdarm

Die Behandlung erfolgt letztlich immer individuell. Generell kann aber zunächst ein Gleitgel oder gff. ein lidocainhaltiges Lokaltherapeutikum zur Schmerzreduktion während des Geschlechtsverkehrs empfohlen werden. Auch eine regelmäßige perineale Massage mit einem inerten Massageöl hilt dabei, psychosexuelle Barrieren abzubauen, so die Erfahrung der Autoren. Bei eher oberflächlichen, auf Reizzustände hinweisenden Beschwerden sollte sich die Intimpflege auf die Reinigung mit Wasser und neutralen Ölen beschränken, potenziell schleimhautreizende oder allergisierende Wasch- und Pflegeprodukte sind tabu. Die Serumferritin-Bestimmung schließt einen Eisenmangel als Ursache für eine Dermatitis im Vulvabereich aus. Bei peri- und postmenopausalen Frauen sowie kurz nach der Entbindung führt unter Umständen eine Vaginalatrophie zur Dyspareunie. Hier leisten östrogenhaltige Lokaltherapeutika zur Verbesserung der Schleimhautqualität gute Dienste. Eine Krebserkrankung stellt keine Kontraindikation dar, allerdings muss man ist in diesen Fällen Nutzen und Risiko besonders sorgfältig abwägen und ausführlich beraten.

Dermatosen drei Monate mit topischen Steroiden behandeln

Lichen sclerosus oder andere Vulvadermatosen sprechen meist gut auf topische Kortikosteroide an. Die Behandlung erfolgt über drei Monate mit zunächst täglicher Applikation, die dann alle zwei Tage und abschließend zweiwöchentlich ausgeschlichen wird. Bei Therapieresistenz steht die Überweisung zum Facharzt an. Schwieriger gestaltet sich die Sache bei überwiegend psychosexuellen Ursachen. Ein guter Ansatzpunkt sind Fragen zu den Umständen des Beschwerdebeginns. Das weitere Gespräch hilft erfahrungsgemäß vielen Frauen schon, sich das Problem bewusst zu machen und selbstständig weitere Schritte einzuleiten. Ansons­ten bietet sich vor allem bei starkem Leidensdruck die Überweisung in eine psychosexuell orientierte Spezialpraxis an.

Quelle: Lee NMW et al. BMJ 2018; 361: k2341

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Vor allem durch Kontraktion der umgebenden Skelettmuskulatur, kommt es zu einer Einengung. Vor allem durch Kontraktion der umgebenden Skelettmuskulatur, kommt es zu einer Einengung. © wikimedia/Sci-img