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Sexualstörung: Medikamentenpause kann helfen

Die komplexe Sexualfunktion kann an verschiedenen Stellen gestört sein: So klagen Patienten über einen Verlust des sexuellen Verlangens, Erregungsstörungen mit mangelnder Lubrikation oder erektiler Dysfunktion, Orgasmusstörungen wie Ejaculatio praecox und ausbleibendem Orgasmus oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Eine ausführliche Sexualanamnese sollte bei psychiatrischen Patienten immer mit zur Diagnostik gehören, betonte Professor Dr. Michael Berner von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Therapie am Städtischen Klinikum Karlsruhe.
Sexualstörungen vor allem unter SSRI und Neuroleptika
Nicht selten werden Sexualstörungen bei psychiatrischen Patienten zu einem gewissen Teil durch die Psychopharmaka hervorgerufen. Alles, was das Belohnungssystem aktiviert, ob nun Opioide, Endocannabinoide oder Serotonin, trägt zu einer sexuellen Hemmung bei.
Nicht verwunderlich ist es daher, dass Antidepressiva, die über eine erhöhte Serotoninkonzentration wirken, auch die sexuelle Funktion stören können. Wie häufig das bei Patienten vorkommt, ist aber zwischen den einzelnen Medikamenten unterschiedlich. Man kann also schon bei der Verordnung einiges für das Liebesleben seiner Patienten tun.
Therapie umstellen oder Dosis reduzieren
Unter Moclobemid, Agomelatin, Amitriptylin, Nefazodon und Bupropion liegt die Rate an sexuellen Funktionsstörungen unter Placeboniveau (in Studien 14 %). Reine SSRI wie Sertralin, Venlafaxin, Citalopram und Paroxetin beeinträchtigen dagegen wesentlich häufiger die Sexualfunktion – zum Teil über die Therapiedauer hinaus. Auch Neuroleptika können die Funktionsstörungen verursachen – die häufigsten Kandidaten sind Thioridazin, Clozapin, Haloperidol und Risperidon, seltener passiert es unter Ziprasidon und Quetiapin.
Das wichtigste Indiz einer Medikamenten-assoziierten sexuellen Störung ist immer der zeitliche Zusammenhang mit der Einnahme des Medikaments. Bei Depressionen ist die Wahrnehmung der eigenen Sexualität aber oft verändert, was die Diagnose erschweren kann, fügt Prof. Berner hinzu. Welche therapeutischen Optionen hat man, wenn Patienten über die speziellen Nebenwirkungen ihrer Psychopharmaka klagen? Laut Prof. Berner kann versucht werden, die Therapie umzustellen oder die Dosis zu reduzieren.
Keine medikamentöse Option für die Damen
Auch eine Medikamentenpause – sogenannte „drug holidays“ –, z.B. über das Wochenende, könne für manche eine Option sein. Bei Männern spricht eine SSRI- oder Neuroleptika-induzierte erektile Dysfunktion gut auf PDE-5-Hemmer an, berichtete der Experte. Keine wirklich Erfolg versprechenden medikamentösen Optionen gebe es dagegen bei verminderter Libido und weiblichen sexuellen Funktionsstörungen.
Quelle: DGPPN* Kongress 2018
* Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde
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