
Bei Krebs sensationell sinnlos: Methadon

Vor zehn Jahren fand eine Ulmer Chemikerin praktisch durch Zufall heraus, dass Methadon im Labor Leukämiezellen abtötet. Die niedrigste dabei verwendete Dosis betrug um die 0,1 µg/ml, berichtete Dr. Hannes Hofbauer von der Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Ulm.
So geringe Plasmaspiegel sind in der Realität unrealistisch
Die Chemikerin blieb dran und beschrieb als nächste „Sensation“, dass das synthetische Opioid bei Glioblastomen die Wirkung von Doxorubicin deutlich verstärkt bzw. die Kombi eine Chemotherapieresistenz überwindet. Der Effekt lässt sich der Substanz zuschreiben aufgrund der Tatsache, dass Naloxon ihn blockiert. Nur blöd, dass das Chemotherapeutikum bei diesem Hirntumor keine Verwendung findet. Außerdem lag in der Untersuchung die geringste Konzentration bei 1 µg/ml. Solche Spiegel lassen sich im Plasma praktisch gar nicht erreichen, erklärte der Kollege.
Klares Nein der Fachgesellschaften
Quelle: Diuheva S et al. Arzneiverordnung in der Praxis 2017; 44: 191-196
Die Wirksamkeit ließ sich bislang nur in Laborstudien zeigen, als Monosubstanz scheint der µ-Rezeptor-Agonist nicht auszureichen und es gibt ein hohes Nebenwirkungsrisiko – so das Fazit von Dr. Hofbauer.
Medien schüren bei den Patienten falsche Hoffnungen
Solange klinische Studien fehlen – eine ist in Planung – kann man also die Anwendung in keiner Weise rechtfertigen. Als ganz großes Problem sieht Dr. Hofbauer die mediale Berichterstattung an. Sie hat bereits in der eigenen Klinik einige Arzt-Patienten-Verhältnisse nachhaltig gestört, weil die Krebskranken sich Wunder erhoffen und nicht verstehen, wieso sie das Mittel nicht erhalten.Quelle: Deutscher Schmerzkongress 2017
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