Beim Herpes Zoster im Kopfbereich auf folgenschwere Komplikationen achten

Dr. Alexandra Juchems

Zoster maxillaris, der zu einer schweren Impetiginisierung plus Ulzeration am Unterlid führte; s. dazu auch Abb. rechts unten. Zoster maxillaris, der zu einer schweren Impetiginisierung plus Ulzeration am Unterlid führte; s. dazu auch Abb. rechts unten. © Kaden Verlag Heidelberg

Obwohl ein Großteil der Bevölkerung Antikörper gegen das Varizella-zoster-Virus (VZV) hat, bricht später oft eine Gürtelrose aus. Im Kopfbereich kann diese besonders gefährlich werden. Umso wichtiger ist deshalb ein schnelles, interdisziplinäres Handeln.

In Deutschland gibt es jährlich ungefähr 350 000 bis 400 000 Fälle von Herpes zoster, schreiben Dr. Jens Heichel von der Klinik für Augenheilkunde der Universität Halle-Wittenberg und Kollegen. Nach der exogenen Erstinfektion mit VZV persistiert das Virus in den sensorischen neuronalen kranialen oder spinalen Ganglien. Bei jedem fünften Betroffenen kommt es später irgendwann einmal zur Reaktivierung des Virus in Form einer Gürtelrose.

Da der Hauptrisikofaktor dabei das Alter ist (Immunseneszenz), steigt die Inzidenz weltweit. Malignome, Autoimmunerkrankungen, Chemotherapien und Depressionen schwächen ebenfalls das Immunsys­tem und stellen damit weitere Risikofaktoren für den Herpes zoster dar. Jedoch scheinen über 90 % der Erkrankten immunkompetent zu sein und in mehr als der Hälfte der Fälle erkranken Menschen unter 60 Jahren.

Frühsymptome bei 
Herpes zoster:

  • Fieber 
  • Kopfschmerzen 
  • allgemeines Krankheitsgefühl 
  • Lymphknotenschwellungen 
  • oberflächliches Hautbrennen 
  • Schmerzen 
  • Pruritus 
  • Dys- und Parästhesien im entsprechendem Dermatom
Bei 80 % der Patienten treten Tage bis drei Wochen vor der Hautmanifestation Prodromi auf (siehe Kasten). Dermatologisch zeigt sich ein typisches Bild: Erst kommt das Erythem, dann die Bläschen, die in der Folge verkrusten und schließlich vernarben. In den meisten Fällen ist nur die eine Körperhälfte betroffen, dabei führt ist die thorakolumbale Region (Dermatome der Segmente T3 bis L3), gefolgt vom Kopfbereich. Fehlen Hautveränderungen, muss man auch an einen Zoster sine herpete denken. An möglichen Begleiterscheinungen nennen die Autoren:
  • Dermatologische Komplikationen: bakterielle Superinfektionen mit eitrigen Blasen (Impetigo), Ulzerationen, Einblutungen (Zoster haemorrhagicus), purulente Einschmelzungen (Zoster gangraenosus)
  • Internistische Komplikationen: disseminierter Befall mehrerer unterschiedlicher Körperregionen (Zoster disseminaticus), Befall innerer Organe (z.B. Pneumonie, Pankreatitis)
  • Neurologische Komplikationen: motorische Neuropathien, Meningitiden, Enzephalitiden, Mye­litiden, segmentale zosterische Lähmungen, postherpetische Neuralgie (bei 50 % der über 70-Jährigen nach Kopfbefall > 1 Jahr persistierend). Die Neuralgie ist der häufigste Grund für einen Suizid chronischer Schmerzpatienten im Alter und zwölf Monate nach einem Zoster ophthalmicus erhöht sie das Schlaganfallrisiko um das 4,5-Fache. 
  • HNO-ärztliche Komplikationen: Multiple Hirnnervenbeteiligung mit Schluckstörungen, Heiserkeit und Schmerzen (über 50 % der Patienten haben eine periphere Facialisparese bei Zoster oticus!).Zudem gibt es Hinweise darauf, dass das Varizella-zoster-Virus eine Riesenzellarteriitis triggern könnte.
  • Ophthalmologische Komplikationen: Blepharitis, Dakryoadenitis, Myositis, Uveitis anterior, Keratokonjunktivitis, Keratitis, akute Netzhautnekrose, Hornhautnarben. Etwa 50 % der Patienten mit Zoster ophthalmicus entwickeln Komplikationen am Auge.
Die Diagnose eines Herpes zoster erfolgt anamnestisch und klinisch. Zusätzlich können Labordiagnostik und Liquorpunktion z.B. bei Verdacht auf ZNS-Befall, hilfreich sein. Patienten mit einem Zoster im Trigeminusbereich müssen immer einem Augenarzt vorgestellt werden! Nur dieser ist in der Lage, die nötigen Untersuchungen durchzuführen, um frühestmöglich Komplikationen zu erkennen und therapieren zu können. Eine systemische Therapie mit Virustatika innerhalb der ers­ten 72 Stunden nach Auftreten der Hautveränderungen senkt die Rate der okulären Komplikationen von 50 % auf 30 %. Hinsichtlich der Wirkungen und Nebenwirkungen unterscheiden sich die Präparate nicht. Aciclovir steht als einziges zur i.v. Applikation zur Verfügung (5–10 mg/kg über 7–10 d) und Valciclovir bietet ein sehr patientenfreundliches Behandlungsschema (3 x 1000 mg über 7 d). Zudem scheint Letzteres genau wie Famciclovir besser in der Lage zu sein, das Risiko für eine Post-Zoster-Neuralgie zu senken bzw. deren Verlauf abzumildern als Aciclovir. Dies kann durch eine zusätzliche systemische Prednisolongabe noch unterstützt werden. Cave: Eine Gürtelrose mit komplizierten Verläufen ist immer ein Fall für die Klinik!

Heichel J et al. Z prakt Augenheilkd 2016; 37: 525-537; © Dr. R. Kaden Verlag, Heidelberg

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Zoster maxillaris, der zu einer schweren Impetiginisierung plus Ulzeration am Unterlid führte; s. dazu auch Abb. rechts unten. Zoster maxillaris, der zu einer schweren Impetiginisierung plus Ulzeration am Unterlid führte; s. dazu auch Abb. rechts unten. © Kaden Verlag Heidelberg
Herpes zoster des linken Trigeminus mit Augenbeteiligung hat auch auf der rechten Seite ein Ödem verursacht. Herpes zoster des linken Trigeminus mit Augenbeteiligung hat auch auf der rechten Seite ein Ödem verursacht. © Kaden Verlag Heidelberg
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