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Post-Zoster-Neuralgie: „Ein bisschen Ibu bringt nichts“

Viele Zosterpatienten bekommen erst einmal zu hören, dass der Schmerz schon verschwinden wird, wenn die Effloreszenzen abgeklungen sind, so die Erfahrung von Dr. Silvia Maurer, Schmerztherapeutin aus Bad Bergzabern. Deshalb finden Patienten mit Post-Zoster-Neuralgie oft erst sehr spät und allenfalls anbehandelt den Weg zum Schmerztherapeuten.
Bei der Therapie der Post-Zoster-Neuralgie muss berücksichtigt werden, dass es sich um einen neuropathischen Schmerz handelt, der durch eine direkte Schädigung der Nervenfasern entstanden ist. Typisch für diese Genese sind brennende Spontanschmerzen mit einschießenden Attacken sowie Allodynie und Hyperalgesie. „Ein bisschen Ibuprofen bringt hier so gut wie gar nichts“, sagte die Schmerztherapeutin.
Hat der Schmerzgeplagte eine depressive Episode?
Mehrere Wirkstoffe sind als Koanalgetika speziell zur Therapie des neuropathischen Schmerzes zugelassen. Trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin und Nortriptylin stellen hier in der Regel kein Problem dar. Die Evidenz zur Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie ist hoch und sie können ganz allgemein zur „langfristigen Schmerzbehandlung im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzeptes“ eingesetzt werden. Limitierend ist hier aber vor allem bei Älteren das Nebenwirkungsprofil.
Etwas schwieriger ist die Situation bei den selektiven Serotonin-Noradrenalin-Reuptake-Inhibitoren. Für Duloxetin ist zwar ebenfalls eine gute Wirksamkeit belegt – die Zulassung ist aber auf Schmerzen bei diabetischer Polyneuropathie beschränkt. Hier muss ggf. über eine Off-Label-Anwendung aufgeklärt werden. Auch das weniger sedierende Venlafaxin wird gerne eingesetzt, ist aber eigentlich nur bei Depressionen indiziert. Hier lohne es sich nachzuforschen, ob der schmerzgeplagte Patient nicht doch eine leichte depressive Episode hat, sagte die Referentin.
Pflaster erst kleben, wenn die Effloreszenzen weg sind
Gute Daten bei Post-Zoster-Neuralgie gibt es auch für die Antikonvulsiva Gabapentin und Pregabalin. Beide Substanzen sind bei neuropathischen Schmerzen unabhängig von der Ursache einsetzbar. Das ebenfalls häufig verordnete Carbamazepin ist dagegen nur für die Therapie der Trigeminus- und Glossopharyngeus-Neuralgie sowie für die diabetische Polyneuropathie zugelassen.
Sehr wirksam können Lidocainpflaster sein – speziell bei der quälenden Allodynie. Hier muss aber auf jeden Fall abgewartet werden, bis die letzten Effloreszenzen abgeklungen sind. Alternativ kann bei ungünstigen Stellen auch Lidocaingel rezeptiert werden.
Capsaicin-Pflaster sind zur Therapie peripherer neuropathischer Schmerzen bei Nicht-Diabetikern zugelassen. Für viele Patienten ist der damit verbundene anfängliche Schmerz aber schwer zu ertragen, so die Erfahrung Dr. Maurers. Auf jeden Fall sollten solche „Gegenirritationen“ immer auf der Gegenseite des neuropathischen Schmerzes erfolgen, da sonst heftigste Schmerzattacken auftreten können.
Quelle: DGS-Regionalkonferenz – Update Schmerzmedizin 2018
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