Bempedoinsäure beugt kardiovaskulären Ereignissen vor

Statine senken den LDL-Cholesterinspiegel deutlich und schützen auf diese Weise vor Herz-Kreislauf-Komplikationen. Allerdings vertragen nicht alle Patienten die Lipidsenker. In bis zu einem Drittel der Fälle verhindern muskuloskelettale Nebenwirkungen eine leitliniengerechte Therapie. Mit Bempedoinsäure steht eine besser verträgliche und dennoch effektive Alternative für Menschen mit Statin­intoleranz zur Verfügung, berichten Prof. Dr. Steven Nissen von der Cleveland Clinic in Cleveland und Kollegen.

Bempedoinsäure hemmt das für die hepatische Cholesterinsynthese notwendige Enzym Adenosin­triphosphat-Citrat-Lyase (ACL). Das Prodrug wird in der Leber, nicht aber in peripheren Geweben aktiviert und hat daher ein geringeres muskulo­skelettales Nebenwirkungspotenzial. Seit 2020 ist der Wirkstoff in den USA und Europa zugelassen. Nun prüfte Prof. Nissen gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam, wie gut Bempedoinsäure vor kardio­vaskulären Ereignissen schützt.

An der CLEAR*-Studie nahmen 13.970 Menschen an 1.250 Zentren in 32 Ländern teil. Bei allen bestand ein hohes kardiovaskuläres Risiko bzw. vorangegangene Herz-Kreislauf­-Erkrankungen und somit die Indikation für eine Primär- bzw. Sekundärprävention. Aufgrund inakzeptabler Nebenwirkungen eigneten sich die Personen jedoch nicht für eine hoch dosierte Statintherapie. Nach sechs Monaten hatte Bempedoinsäure 180 mg/d den LDL-Chol­esterinspiegel um rund 21 % stärker gesenkt als Placebo. Damit ging ein um gut 13 % geringeres Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Komplikationen, definiert als Kombination aus kardiovaskulärem Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall oder Koronarrevaskularisierung, einher. 

Bempedoinsäure verursachte in der CLEAR-Studie weder vermehrt Muskelprobleme noch störte es den Blutzuckerhaushalt, ergänzt Dr. John Keaney Jr. vom Brigham and Women‘s Hospital Boston in seinem Kommentar. Das seien gute Nachrichten für Menschen mit Statinintoleranz. Allerdings verursache der ACL-Hemmer eigene typische Nebenwirkungen: Gicht und ­Cholelithiasis traten in der Bempedoinsäuregruppe häufiger auf als im Kontrollarm. Zukünftige Studien müssen seiner Meinung nach die Wirksamkeit von Kombinationstherapien, beispielsweise Bempedoin­säure plus Statine, prüfen, wobei allerdings von Arzneimittelwechselwirkungen auszugehen ist.

* Cholesterol Lowering via Bempedoic Acid

Quelle: 1. Nissen SE et al. N Engl J Med 2023; 388: 1353-1364; DOI: 10.1056/NEJMoa2215024
2. Keaney JF Jr. N Engl J Med 2023; 388: 1427-1430; DOI: 10.1056/NEJMe2300793