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Bolletti, Massiliense und Fortuitum – Nicht-tuberkulöse Mykobakterien auf dem Vormarsch

Zwischen 1980 und 1999 betrug die Inzidenz von Haut- und Weichteilinfektionen mit nicht-tuberkulösen Mykobakterien (NTM) 0,7/10 000. In den Jahren 2000 bis 2010 stieg sie auf 2/10 000. Zudem werden die Keime resistenter, berichtete Dr. Korkut Avsar von der Lungenarztpraxis im Elisenhof in München. Die nicht-tuberkulösen Mykobakterien befallen besonders oft postoperative Wunden, gehäuft lassen sie sich nach kosmetischen Eingriffen im Ausland nachweisen.
Ein Literaturreview zeigte, dass 74 % dieser Infektionen durch schnellwachsende Mykobakterien bedingt waren. Das Tückische daran: Es vergehen etwa acht Wochen, ehe sich die Entzündung manifestiert. Das heiß, die Wunden sind eigentlich längst verheilt. „Es dauert manchmal, ehe der Zusammenhang erkannt wird“, so Dr. Avsar.
Die Keime kann man sich ubiquitär aus Boden und Wasser, also auch abseits vom OP einfangen (s. Kasten). Eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet nicht statt. Als klassischer Auslöser postoperativer Infektionen gilt M. abscessus mit seinen Subspezies.
Hässliches Andenken aus Vietnam
Chirurgisches Débridement hat oberste Priorität
Höheres Alter und ein niedriger Body Mass Index sowie Immunsupression begünstigen eine Infektion. Ob die Therapie mit Biologika oder ein Vitamin-D-Mangel eine Rolle spielt, wird immer noch diskutiert. Besteht der Verdacht, dass Mykobakterien vorliegen könnten, sollte man eine PCR aus Gewebeproben, nicht aber aus Abstrichen, veranlassen (s. Kasten). Aber Achtung: Die Proben dürfen nicht mit Wasser kontaminiert werden!Hier besteht Verdacht auf Mykobakterien
- kein Erregernachweis in der Mikrobiologie
- evtl. säurefeste Stäbchen in der Gewebeprobe
- später Zeitpunkt einer postoperativen Wundinfektion
- fistelnde Wunden
- granulomatöse Entzündung in der Histologie
Antibiose über 14 bis 16 Wochen erforderlich
Die Moxifloxacin-Therapie sollte über 14 Wochen laufen. Beim jeweiligen Kombi-Partner steigt man nach zwei Wochen auf geeignete orale Substanzen um (Antibiogramm!). Schwere Erkrankungen erfordern eine Therapie über sechs Monate. Gegen andere Spezies der Mykobakterien (z.B. M. bolletti, M. massiliense, M. fortuitum, M. chelonae) sieht der Standard so aus: 16 Wochen Clarithromycin/Azithromycin plus Moxifloxacin (1 x 400 mg oral). Generell kann die Beigabe von N-Acetylcystein die Behandlung unterstützen, weil seine antioxidativen Eigenschaften die Erreger im Wachsen hemmen. Trotz fehlender Evidenz setzt es Dr. Avsar erfolgreich ein.Quelle: Wundkongress 2019
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