Salmonellen: Jede zehnte Bakteriämie führt zu mykotischen Aneurysmen

Dr. Elke Ruchalla

Salmonellen im Blut können entzündliche Gefäßwandveränderungen verursachen, die schließlich zum Aneurysma führen. Salmonellen im Blut können entzündliche Gefäßwandveränderungen verursachen, die schließlich zum Aneurysma führen. © iStock/Scharvik

Salmonellosen sind im Allgemeinen kein Grund zur Panik: Sie verlaufen meist unauffällig und heilen folgenlos aus. Warnsignale ignorieren darf man aber trotzdem nicht.

Der Begriff mykotisches Aortenaneurysma geht auf die pilzartigen (fusisacciformen) entzündlichen Gefäßwandveränderungen zurück, die der Dilatation zugrunde liegen. Verursacht wird die Infektion aber durch Bakterien, nicht durch Pilze! Die häufigsten Auslöser sind Staphylococcus aureus und Salmonella spp.

Sereina Roffler von der Klinik für Allgemeine Innere Medizin am Spital Wattwil und ihre Kollegen beschreiben eine 90-jährige, die wegen einer schwer verlaufenden Salmonellose mit Bakteriämie in die Klinik kam. Obwohl sich der Allgemeinzustand der Dame unter Ciprofloxacin wieder besserte – sie befand sich bereits in der Anschluss-Reha – beklagte sie weiterhin eine deutliche Kraftlosigkeit.

Die Ärzte setzten aufgrund der hohen CRP- und Leukozytenwerte bei gleichzeitig unauffälligem Röntgen- und Urinbefund eine Sonographie des Abdomens und eine CT an. Dabei fanden sie ein nicht ganz kleines infrarenales Aortenaneurysma (5,7 x 5 cm) und stellten in Anbetracht des charakteristischen CT-Befundes die Diagnose „mykotisches Aneurysma“.

Die Kollegen entschieden sich für einen offenen Eingriff

Bei etwa jedem Zehnten mit Salmonellenbakteriämie befallen die Erreger die Gefäßwand und führen zu besagten Aneurysmen, schreiben die Schweizer. Besonders hohe Gefahr laufen Ältere und Immunsupprimierte. Wenn also die Entzündungswerte trotz adäquater Antibiose anhaltend hoch bleiben, besteht Abklärungsbedarf.

Als Therapie der Wahl gilt eigentlich die Kombination von Antibiotika mit einem offenen oder endoskopischen Eingriff (endovascular aneurysm repair; EVAR). Wegen des hohen Alters der Patientin und ihres stabil erscheinenden Zustands, warteten die Kollegen zunächst ab und setzten auf die alleinige Antibiose. Ein solches Vorgehen ist bei hohem OP-Risiko vertretbar; empfohlen wird in solchen Fällen eine Verlängerung der Antibiotika-Therapie auf vier bis sechs Wochen. Allerdings kann es passieren, dass das Aneurysma – und damit die Gefahr einer Ruptur – weiter wächst.

Bei der 90-Jährigen geschah es nach drei Tagen: Die Dame klagte plötzlich über Bauchschmerzen nach dem Stuhlgang, die schließlich in den Rücken ausstrahlten. Kontroll-Sono und -CT zeigten: Das Aneurysma war in der relativ kurzen Zeit auf über 6 cm gewachsen, es bestand akute Rupturgefahr.

Die Fachkollegen lehnten allerdings die EVAR ab. Letztendlich nahmen die Gefäßchirurgen nach ausführlicher Aufklärung und Einwilligung der Dame den offenen Eingriff vor. Und der war auch dringend nötig: Die gesamte Vena cava zeigte sich bereits entzündlich verändert, Duodenum und Aorta „verbacken“, das Aneurysma schon gedeckt rupturiert.

Nach zwei Wochen konnte die Dame wieder nach Hause

Die OP verlief dennoch komplikationslos. Zwei Wochen später kehrte die Patientin in ihr altes selbstständiges Leben zu Hause zurück. Ciprofloxacin lief für insgesamt zwölf Wochen, danach stellten die Ärzte auf Cotrimoxazol um. Auch das konnte sie nach weiteren sechs Monaten absetzen. Allein das chronologische Alter stellt also keine Kontraindikation für eine solche OP dar, schließen die Schweizer – körperliche, kognitive und soziale Faktoren spielen eine ebenso große Rolle für ein Happy End.

Quelle: Roffler S et al. Swiss Med Forum 2020; 20: 57-60; DOI: 10.4414/smf.2020.08401

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Salmonellen im Blut können entzündliche Gefäßwandveränderungen verursachen, die schließlich zum Aneurysma führen. Salmonellen im Blut können entzündliche Gefäßwandveränderungen verursachen, die schließlich zum Aneurysma führen. © iStock/Scharvik